Artistik, Tanz, Musik und Komik vom Feinsten

Artistik, Tanz, Musik und Komik vom Feinsten

Seit dem Jahr 2008 sind die Varieté-Abende in der KulturScheune Herborn ein Publikumsrenner. Und so waren auch die drei „KuSch goes Varieté“-Veranstaltungen am Wochenende restlos ausverkauft. In der 17. Auflage konnten die Zuschauer ein Programm erleben, das dem in den großen Varieté-Bühnen in nichts nachsteht. Zumal die Shows so auch nur in Herborn zu sehen waren, wie die gitarristische Saitenakrobatik des Kölners Klaus Renzel, die Körper-Biegungen von Tigris, die Cyr-Reifen-Künste vom Mikail Karahan, die Trapez-Acts des Duos „Charisma“ und die Objektmanipulationen von Albert Tröbinger.

Faszinierend, prickelnd und der Schwerkraft trotzend, war das Programm, das bei den begeisterten Besuchern noch lange nachhalten dürfte, angesichts der Fähigkeiten der Künstler, ihrem Körper Leistungen abzuverlangen, die sich der Normalbürger nicht einmal im Traum zutrauen würde.

Durch das Programm führte der Kölner Klaus Renzel, Musiker, Comedian, Tänzer und Pantomime. Er sorgte in der „KulturScheune“ mit haarsträubenden Aktionen für Stimmung im Saal, band dabei das Publikum in seine Show mit ein. Mit Gitarre und Concertina gab er den olympiareifen Breakdancer, outete Beethoven als den ersten Rock’n’Roller, feierte Karneval in Rio und spielte auf einer Minigitarre Flamenco, quittiert mit einem donnernden „Olé!“ seitens des Publikums.

Mit großen und kleinen Pömpeln, die auf seiner markanten Glatze hafteten, gab er mal einen Stierkämpfer, mal einen Punk und Headbanger oder – mit einer Plastik-Rose auf der Stirn – den Romantiker.

Muskulös ist der durchtrainierte Körper von Philipp Tigris, der mit graziler Leichtigkeit stets mit einem Augenzwinkern und einem unwiderstehlichen Lächeln seine spielerisch höchst anspruchsvolle und technisch raffinierte Hula-Hoop-Akrobatik mit mehreren Reifen bot. In seiner zweiten bestechenden Darbietung zeigte er die Kunst der Kontorsion, des geschmeidigen Körperbiegens, in Vollendung und verblüffte die Besucher, in dem er nur mit den Zähnen seinen ganzen Körper in der Luft hielt.

Albert Tröbinger brillierte bei seinem Spiel mit schweren Glaskugeln als Meister des Contact-Jugglings. Auf magische Weise schien er die Gesetze der Physik aufzuheben. Federleicht wirkten die Kugeln, die über seinen Körper tanzten, ja geradezu schwebten. Scheinbar mühelos vereinten sich bei ihm Kraft und Kontrolle mit Eleganz und Schönheit zu einer wundervoll wirkenden Einheit. Und auch seine Ringmanipulation zauberte den Besuchern Staunen und Faszination ins Gesicht.

Mikail Karahan zeigte in roten Socken, mit und in einem riesigen „Cyr Wheel“, seine irrsinnig verrückte Show, die er wegen seiner Fußbekleidung „It Socks“ nennt. In Herborn entfaltete er sein komödiantisches Talent und sein artistisches Können voll. Dieses „Cyr Wheel“ ähnelt einem Rhönrad, allerdings nur mit einem einzigen Reifen. Zunächst wurde es als „Mono Wheel“ bezeichnet.

Malina und Christian als Duo Charisma boten in ihrer Mischung aus Körperlichkeit und Magie aus Tanz und Duo-Trapezkunst eine Darbietung, die man so auf den Varieté-Bühnen selten zu sehen bekommt. Partnerakrobatik und eine sehenswerte Schlappseilnummer von Malina rundeten die Auftritte ab.

Zwei Stunden lang kamen in der Herborner „KulturScheune“ weder bei den Artisten noch bei Publikum Ermüdungserscheinungen auf. Die Dichte der Attraktionen, die unglaublich hohe Qualität der Darbietungen war bemerkenswert. So verflog die Zeit wie im Flug – und machte Lust auf die 18. Auflage von „KuSch goes Varieté“, die bereits im Vorverkauf ist.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher