Schwarzer Humor und magische Momente

Schwarzer Humor und magische Momente

„And now for something completely different!“ – getreu dem Motto der britischen Ulktruppe Monty Python ist in der Kleinkunstszene zwischen Comedy und Musikkabarett noch viel Luft nach oben. Das zeigte sich am in der Kulturscheune (KuSch) wo zur zweiten Runde im Wettbewerb um den Kleinkunstpreis Schlumpeweck „Der Tod“ zum fröhlichen Sterben einlud und „JUNGE, JUNGE!“ mit ihrer perfekt choreografierten Zaubershow für echte Glücksmomente und ungläubiges Staunen sorgten.

Hinter einer Kutte versteckt, ließ sich der aus Berlin angereiste Tod mit verstellter Stimme auf ein munteres, höchst makabres Spiel mit dem Tabuthema unserer Gesellschaft ein. Wie halten wir es mit dem Sterben? „Ich fahre mit der Bahn, weil die meisten sagen, ich komme zu früh“, erklärt der Sensenmann, der den noch Lebenden zeigt, wie die Radieschen von unten aussehen, und wie man mit einem „Die-Phone“ Kontakt mit den Verstorbenen hält.

Der Tod macht sich für seine Branche stark. Er setzt auf nachhaltiges und sportliches Dahinscheiden. „Die Besten sterben immer zu früh. Da fühlt man sich nicht wirklich geachtet, wenn man immer noch am Leben ist“, befindet der Tod, der mit Sinn für Ironie und tiefschwarzen Humor das Publikum bei Laune hält.

Als Handlungsreisender ist der „Death Comedian“ der Kultur des Sterbens unermüdlich auf der Spur und entdeckt dabei jede Menge Kuriosa, die er anhand von Fotobelegen zeigt. Der Tod ist beispielsweise auf vielen Ortsschildern präsent. Hinweistafeln zeigen nicht nur den Weg zum Friedhof, sondern darunter auch noch den Weg zum Schlachthof und zum Kompostplatz. Und weil der Tod Ewigkeit bedeutet, hat er es auch am Ende auch nicht mehr eilig. Genüsslich faltet er ein halbes Dutzend aufblasbarer Sensen zu einem kleinen Klumpen Nichts zusammen.

„JUNGE, JUNGE!“ – das sind die aus Reutlingen kommenden Brüder Gernot und Wolfram Bohnenberger, die in der KuSch mit ihrer Zauberkunst, gepaart mit quirliger Comedy, die Gesetze der Physik aus den Angeln heben. Die „Weltmeister der Magie“ toppen einfach alles, was man zuvor an Zauberei bisher gesehen und erlebt hat. Auf einem Schuhputzstuhl geht ein um sich selbst drehender Kopf verloren, wickelt sich ein Schal im Kampf mit dem eigenen Spiegelbild auf, und weiße Fäden werden mit Feuerkraft rot.

Das Publikum wird im in Spiel mit der perfekten Illusion mit eingebunden. So taucht ein entliehener Geldschein in einer Süßigkeiten-Verpackung wieder auf, wird die Seite eines von einer Zuschauerin ausgewählten Buches zu einer Reisebeschreibung, bestückt mit allen Attributen, die ein anderer Zuschauer zuvor aufgezählt hat. Und wie man trotz eines überzähligen Puzzleteils immer wieder ein passendes Haus zauberte, bot Augenblicke des schieren Staunens.

Den beiden Magiern nahm man einfach alles ab, versuchte erst gar nicht hinter das Geheimnis ihrer ungewöhnlichen Zauberkunst zu kommen, die in einem wilden Hut-Tanz mit ständig wechselnder Darstellung von Popstars, Western- und Weltraumhelden endete.

„Mit unserer Magie gelingt es uns, die Gefühle der Menschen zu berühren – das ist großartig!“, erklären die Brüder, die dem KuSch-Publikum bei der Preisverleihung am Sonntag gerne noch einmal den Kopf verdrehen dürfen.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher