Großer Komiker mit Tiefgang

Großer Komiker mit Tiefgang

Komiker mit Tiefgang und Karnevalist. Musiker und Autor. Die künstlerischen Facetten von Bernd Stelter sind reichhaltig und genau das macht den Charme, vor allem aber den Erfolg des Mannes aus dem Rheinland aus. Auch bei seiner Herborner-Premiere beim „KulturzAUber“ lag das Publikum dem 61-Jährigen zu Füßen.

Mit seinem Programm „Hurra! Ab Montag ist wieder Wochenende!“ tourt Stelter – mit Corona-Unterbrechung – bereits seit drei Jahren durch Deutschland und stellt dabei auch seine bisher sechs Bücher vor. Ab einem bestimmten Grundeinkommen mache Geld nicht mehr glücklich, philosophiert der Mann, der jährlich zwei Monate in seinem feststehenden Wohnwagen an der niederländischen Nordseeküste verbringt.

Nach einer Gesangseinlage – und er singt gut – zitiert er eine imaginäre Ursula: „,Bin ich dicker geworden?‘, fragt sie. Er: „Nein du bist doch nicht dicker geworden – das Wohnzimmer ist eingelaufen.'“ Den Unterschied zu dem Ort, wo er herkomme, und Herborn, erklärt er sehr flüssig: „Wenn du in Herborn fünf bis sieben Pils trinkst, bist du ein Alkoholiker. Bei uns bist du dann der Fahrer.“

Bevor er zu klären versucht, warum die Skandinavier glücklicher als die Deutschen sind, gibt es ein weiteres Lied, zu dem er sich am Keyboard begleitet. Es gebe in Deutschland einfach zu wenig Worte für „Glücklich sein.“

„Die Finnen sind das weltweit glücklichste Volk und sicher nicht nur, weil sie das Wort ,Kalsarikännit‘ in ihrem Sprachschatz haben.“ Es bedeute: sich in Unterhosen daheim alleine betrinken. Das Publikum tobt, und die Lachsalven nehmen kein Ende. Das ist Stelter. Die Bandbreite seines Repertoires ist riesengroß und sehr authentisch. Wenn er von grüngelben Tomaten spricht, meint er eigentlich die Mittlere Reife.

Dass er eng mit Heinz Rudolf Kunze befreundet ist, hat ihm mehr als „nur“ das Lied „Das Gute“ gebracht. Das trägt er zur Freude der Zuhörer vor und spielt dazu Gitarre.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit und am Ende seiner Vorstellung kann man einen sehr nachdenklichen, fast philosophischen Bernd Stelter erleben: „Ich möchte ein optimistischer Mensch sein, offen, fair, ohne Hintergedanken. Ein Mensch mit Regeln.“ Er prangert die Angriffe auf Rettungsdienste, Menschen, die Unfallopfer filmen, und das Verbreiten von Hass im Internet an.

Der Song „Der Mensch hat ein Recht auf Leben“ gefällt dem Publikum ebenso wie die Geschichte von einer Kreuzfahrt, die er aus einstigen Sommerhits zusammensetzt. Und natürlich darf in der improvisierten Zugabe sein eigener großer Hit „Ich hab drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär“ nicht fehlen, ehe ein atmosphärisch dichter Abend mit dem anrührenden „Ich bin ein Clown und will nichts anderes sein“ zuende geht und das eine oder andere Tränchen im Publikum zu entdecken ist.
(Von Siegfried Gerdau)

 

 

 

 

Gert Fabritius

Jörg Michael Simmer