Achtziger-Party in Dauerschleife

Achtziger-Party in Dauerschleife

Wenn „Jeanny“ den „Sternenhimmel“ sieht, denkt sie: „Flieger, grüß‘ mir die Sonne“. Doch „Major Tom“ und „Codo“, deren „Kleine Taschenlampe“ brennt und die das „Dolce Vita“ genießen, haben die „Pure Lust am Leben“, denn für sie gilt nur: „Ich will Spaß!“

Kürzer kann man das, was sich am Freitag beim KulturzAUber an der KuSch tat, nicht zusammenfassen. Dort schwelgten die zahlreichen Besucher über zwei Stunden lang bei einer Achtziger-Party, die den Namen auch verdiente. „Ich will Spaß“ so nannte sich die von Markus Mörl präsentierte und zusammengestellte Hit-Revue, zu der der Bad Camberger, der vor vier Jahrzehnten die Neue Deutsche Welle mitbegründet hatte, einige Weggefährten von einst in Herborn versammelt hatte.

In welche Richtung der Abend sich entwickeln würde, war bereits nach dem ersten, dem Titel-Song des Abends klar: Gelöste Stimmung, Tanzen, Mitsingen – der Grundstein für die Dauerparty war gelegt. Von der in absoluter Spiellaune befindlichen „Ich-will-Spaß-Liveband“ getragen, düste „Codo“, interpretiert von der Gelnhäuserin Silke Knoll, im Sauseschritt in die Show, ehe mit Geier Sturzflug ein erster Höhepunkt ins Haus stand. Genauer gesagt mit „Geier Carlo“, denn der Kollege fiel krankheitsbedingt aus. Das aber tat der Stimmung bei den Hits der Truppe keinen Abbruch. Das „Bruttosozialprodukt“ und die „Pure Lust am Leben“ wurden lauthals mitgesungen.

Auch Peter Hubert ist ein original NDW-Star, eher bekannt als Frontmann der Band UKW. Dass er nichts von seinem spitzbübischen Charme eingebüßt hat, bewies der Berliner mit seinem Hit-Medley um den Kult-Song „Sommersprossen“.

Zwischen den Auftritten der NDW-Ikonen tauchten auch andere Stars wie Nena oder die Spider Murphy Gang im Programm auf. Etwa wenn Markus im Duett mit den Kollegen „Skandal im Sperrbezirk“ intonierte oder Silke Knoll nach der Pause durch ein Nena-Hit-Medly das Publikum sofort wieder auf Betriebstemperatur brachte.

Einer, der nicht der Neuen Deutschen Welle zuzurechnen ist, sondern der Mitbegründer des ebenfalls in den Achtzigern angesiedelten und mega erfolgreichen Italo-Disco-Stils ist, ist Fabio Roscioli. Unter diesem Namen kennt den Italiener freilich niemand. Aber als Ryan Paris war der 69-Jährige 1983 mit „Dolce Vita“ Trendsetter. In Herborn überzeugte er nicht nur stimmlich und wagte sich sogar erfolgreich an den Soft-Cell-Klassiker „Tainted Love“ heran.

Eine Legende zurück auf die Bühne zu bringen – das ist die Mission von „Falco – das Musical“. Was seit über fünf Jahren deutschlandweit ein Erfolg ist, funktionierte auch in Herborn. Alexander Kerbst, der Falco nicht nur stimmlich, sondern auch äußerlich nahekommt und im Musical die Titelrolle spielt, schien den Österreicher auf seine persönliche Art wiederbelebt zu haben. Beklemmend eindringlich bei „Jeanny“ und partykonform bei „Amadeus“ – es war eine würdige Abrundung eines ganz besonderen Abends.

Der endete mit Kurzauftritten aller beteiligten Stars und der Gewissheit, dass die Achtziger ganz sicherlich nicht das schlechteste musikalische Jahrzehnt gewesen sind.

 

 

Gert Fabritius

Jörg Michael Simmer