„Der Seelenbrecher“ – ein düsteres Spektakel

„Der Seelenbrecher“ – ein düsteres Spektakel

Die „Youngsters“ der Herborner „KulturScheune“ („KuSch“) sind weiter auf der Erfolgsspur. Nach „Der nackte Wahnsinn“ begeben sich die Gewinner des Hessischen Jugendtheaterpreises mit Sebastian Fitzeks Psychothriller „Der Seelenbrecher“ nun auf einen Trip in die Untiefen der menschlichen Seele. Am Schriftsteller Sebastian Fitzek ließ es sich nicht nehmen, den „Youngsters“ per Videoeinspielung viel Erfolg für ihre Aufführung der Theaterfassung seines Buches zu wünschen. Das Publikum in der ausverkauften „KulturScheune“ zeigte sich angetan von der klaustrophobischen Jagd auf das Unterbewusstsein, die von David Löll souverän inszeniert und von den Akteuren mit leidenschaftlichem Spiel auf die Bühne gebracht wurde.

Ort der Handlung ist der Aufenthaltsraum einer psychiatrischen Klinik, in der sich wegen Weihnachten nur wenige Personen befinden. Währenddessen treibt in der Nähe ein Psychopath sein Unwesen, den die Presse den „Seelenbrecher“ nennt. Drei junge Frauen verschwinden spurlos und tauchen wenig später verwahrlost und psychisch gebrochen – wie lebendig in ihrem eigenen Körper begraben – wieder auf. Angst macht sich in der Klinik breit, zumal durch einen Schneesturm und den damit verbundenen Zusammenbruch der Telefonverbindungen der Kontakt zur Außenwelt abgebrochen ist.

Die einzigen Patienten sind Greta Kaminsky, eine alte Dame, die vor der weihnachtlichen Einsamkeit in die Klinik geflüchtet ist, und Caspar, ein traumatisierter Mann, der nach einem tragischen Ereignis um seine verloren gegangene Erinnerung ringt. Greta, mit beredsamer Gelassenheit gespielt von Regina Marzen, und der in seiner Verzweiflung förmlich nach Luft ringende Caspar, mit starker Intensität von Michael Perry auf die Bühne gebracht, stehen unter den Fittichen der wenig sensiblen Professorin Sylvia Raßfeld (gespielt von Victoria Groos). Sie ist sie das erste Opfer des „Seelenbrechers“, der zum Entsetzen von Ärzten, Pflegern und Patienten unerkannt eingeliefert worden ist.

Die Dramatik der Ereignisse wird gesteigert durch eine geschickte Lichtregie: In düsteres Licht eingetaucht sind die Szenen, in denen Caspar Verbindung zu seiner verstorbenen Tochter Marie (Elena Ziegler) sucht. Ist dieser seltsame Patient, der weder seinen Namen noch seinen Beruf kennt, aber sich in medizinischen Fachfragen auskennt und den Namen seiner Krankheit (Todesschlaf) weiß, womöglich der „Seelenbrecher“? Die Ereignisse überstürzen sich, die sensible Dr. Sophia Dorn, mit sphinxhafter Rätselhaftigkeit gespielt von Lisa Kring, fällt plötzlich in eine Art Wachkoma. Dr. Jonathan Bruck (Louis Peter) wird nach einem Unfall von dem übergriffigen Notfallsanitäter Tom Schadeck (Nicolas Wogenstahl) in die Klinik gebracht.

Er versucht, mit dem trotteligen Hausmeister Dirk Bachmann (Michel Dahlhaus) und der zunächst mutig auftretenden Pflegerin Yasmin Schiller (Denise Wydra) Licht ins Dunkel zu bringen.

Am Ende läuft alles aus dem Ruder. Fast alle versinken in einen Tiefschlaf, während sich der wahre Mörder aufmacht, die Gründe seiner Taten zu erklären, die aus einem Gespinst von Lügen, Verrat und Versagen bestehen. So viel sei allerdings verraten: Der Mörder ist kein unbekannter Fremder…

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher