Meister der intelligenten Ohrwürmer

Meister der intelligenten Ohrwürmer

Sie sind Garanten für intelligente Ohrwürmer, und sie haben eine seit Jahren wachsende Fan-Base. Zurecht. Denn was das Duo „die feisten“ zum Abschluss des KulturzAUbers an der KuSch präsentiert, ist musikalische Unterhaltung auf höchstem Niveau.

Seit 2013 sind Rainer Schacht und Mathias Zeh als Duo unterwegs, auf den deutschen Kleinkunstbühnen sind sie jedoch seit mehr als 35 Jahren ein Begriff, seinerzeit noch im Trio „Ganz Schön Feist“. Einige Jahrzehnte und zahlreiche Kleikunstpreise später funktioniert ihr ureigenstes Genre, die Zwei-Mann-Song-Comedy, noch immer. Und wie! Denn auch in Herborn sind zahlreiche Besucher gekommen, die sich auch vom Gewitter im Vorfeld des Open-Air-Auftritts nicht stoppen lassen.

Gekommen, um zu lachen, gekommen, um das Duo zu feiern. Auch in ihrem Programm „Familienfest“ haben die beiden Spaßvögel, Sänger und Instrumentalisten all das reingepackt, was ihre Fans lieben. Schräge Sprüche („Möwen kacken auch im Flug“), trockener Humor, Lieder, die das widerspiegeln, Moderationen, die stets das Publikum einbeziehen, spitzbübisch erzählte Geschichten. Sie bieten einfach gehobenen musikalischen Nonsens der besonderen Art, minimalistisch instrumentiert, eigenwillig pointiert und augenzwinkernd präsentiert.

Wie zu erwarten pendeln die beiden zwischen Satire, Blödeleien und versteckter Kritik hin und her. Er habe manchmal Schwierigkeiten, sich auszudrücken, witzelt Mathias Zeh und meint: „Bei Schimpfwörtern sind meine Sprachdefizite aber weg.“ Abhilfe soll eine Logopädin leisten – das Chaos folgt, das Fazit ebenfalls: „Ich bin dann selbst Logopäde geworden.“ Immer wieder ist es die Realität, aus der die beiden ihre Pointen zimmern.

Rainer erinnert sich, wie er mit seiner Mutter früher die TV-Serie „Dallas“ geschaut hat und für die trinkfreudige Hauptdarstellerin „Sue Ellen“ schwärmte. „Ich habe meine Mutter ermuntert, auch mehr zu trinken.“ Alles was die beiden durch den Kakao ziehen, verpacken sie auch in ihren Liedern. In puncto Familie bringt es C auf den speziellen Nenner: „Unser Familiengetränk war Jägermeister.“ Auch das Älterwerden wird auf die Schippe genommen: „Manchmal ist mein Körper hart wie ein Brett, nur nicht dort, wo ich es gern hätt‘.“ Viel gelacht wird auch, als die beiden eine typische Konfliktsituation vorspielen: „Ein Ehepaar im Auto.“ Machtkämpfe mit Wiedererkennungswert.

Den hat auch die Betrachtung der seltsamen Welt der Kreuzfahrten, das Lied zur Sinnlosigkeit des „Arschkriechens“ oder die textlich-musikalische Demaskierung der Handlung in James-Bond-Filmen. Bestens beobachtet und säuselnd-melodiös verpackt. Da hat der „Bätschela“ keine Chance und auch „Andrea“ nicht, mit der man lieber nicht zu IKEA gehen sollte.

Dass am Ende natürlich auch der größte feisten-Hit, das „Gänseblümchen“, zelebriert wird und ganz am Ende beinahe hymnische Lagerfeuer-Gefühle mit dem Schluss-Song „Wulle ma se“ entstehen, ist da keine Überraschung. „die feisten“ hinterlassen wieder einmal Spuren – in den Gehörgängen, aber auch in den Herzen eines euphorisierten und stehend applaudierenden Publikums.

(Fotos: Gert Fabritius und JMS)