Mit köstlicher Mimik, der Fähigkeit, sich im Tonfall jedem hessischen Zungenschlag anzupassen, ließ Faber mit großer Fabulierlust und akrobatischen Körperverrenkungen den Schalk in sich von der Leine. Die Leute freute es, konnten sie doch teilhaben an den Schrullen von Bröhmanns Familie wie Sohn Laurien, der ein Kindergartenjahr wiederholen musste, und dem Aussehen ihres Hundes „Charly“, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Hitler aufwies.
Über einen mit körperlicher Anmut dargestellten, dynamisch wirkenden Tangotanzkurs, den Henning Bröhmann mit seiner Frau Franziska besuchte, brachte Faber schließlich seine Paraderolle als Manni Kreutzer ins Spiel, der als rasender E-Bike-Gockel und Country-Music-Fan für jede Meng schrägen Spaß stand.
Im deftigen Vogelsberger Dialekt ließ Fabers Manni die schönsten seiner folkig-bluesigen Countrysongs wie das vom „Lonesomer Wolf“, dem Lied über die Systemrelevanz von Liedermachern in Zeiten der Pandemie und die Mär vom Leben im Dreivierteltakt erklingen. Gesanglich voll auf der Höhe und als Gitarrist vital und versiert unterwegs, bot Faber eine Bühnenperformance, die weit über eine typische Lesung hinausging: bestes Entertainment.
In atemberaubender Geschwindigkeit wechselte Faber Rollen und Stimmen und erzählte, las, spielte und sang. Darüber hinaus betonte er, wie wichtig es ist, in Zeiten der Pandemie im Gespräch zu bleiben. Für den Gießener Entertainer war es jedenfalls eine große Freude, mal wieder in der „KulturScheune“ auftreten zu dürfen, wo er sozusagen längst Heimvorteil besitzt.
Geschmeidig, wuschig und weich war sein Manni, der wider das Geschwätz und Geplärre anträllerte, während sein Henning Bröhmann mit spitzbübischem Grinsen über ein vollwertiges, von den Eltern selbstorganisiertes und verwaltetes Kindergartenzeltlager und einem Jugendfußballturnier berichtete. „Ich bin ein Fan der F-Jugend der JSG Nidda“, erklärte Faber. Nicht zuletzt, weil sein Sohn dort mitspielt – allerdings meistens von der Ersatzbank aus.
Die Szenen und Figuren, die Faber auf die Bühne brachte, entsprachen ganz dem wahren, prallen Leben, das sich um Logik und nüchternen Verstand wenig schert. Wenn er Jugendtrainer Bruno H. an die Tugenden eines Fritz Walter anknüpfen ließ, hatten seine Schützlinge voll verstanden. Und als er den Kommissar zum alufolien- und frauenbefreiten Grillsportverein schickte oder sich beim naturverbunden akademischen Holzmachen im Wald als Baumzerlegermeister erwies, hatten stets die Lacher die Nase vorn.
Fabers oberhessische Alltagslyrik kam an, auch wenn er sie in der Rolle des Alleinunterhalters Willy schon mal herrlich schräg auf den „Highway to Hell“ schickte.
Gert Fabritius
Helmut Blecher
Gert Fabritius ist freier Fotograf und Mitglied unseres Vereins. Der Driedorfer hat seit einigen Jahren die Foto-Dokumentation all unserer Veranstaltungen in der Kulturscheune übernommen und in dieser Zeit mehrere zehntausend Fotos zusammengetragen.
Helmut Blecher ist freier Autor und Fotograf. Der Dillenburger berichtet seit Jahren über das kulturelle Geschehen vornehmlich an Lahn und Dill und hat bereits Auftrittskritiken für zahlreiche Künstler in der KuSch geschrieben.