„Die Pause“ bietet Lachen ohne Pause

„Die Pause“ bietet Lachen ohne Pause

Am Anfang waren es nur ein paar Tropfen, aber dann hat er eine Zange angefasst. Ein Wasserschaden im Bad von Katja und Jürgen steht sinnbildlich für ihre unterzugehen drohende Ehe, der man mit Pillen und außerehelichem Sex begegnet. „Die Pause“, das neue Stück des Autorenteams Conny Glade-Wolter und Holger Heix, der auch die turbulente Sommerkomödie der „KulturScheune“ Herborn inszeniert hat, steht für alles, was der moderne Mensch bereit ist, um sich für kurze Momente der Lustbarkeit in kaum noch zu beherrschende Turbulenzen zu stürzen.

Die Handlung der fiktiven Geschichte, die am Freitagabend eine gelungene Premiere feierte, ist mit der Realität vieler Menschen vergleichbar und auch gewollt. Dem Spaß, den diese Lawine voller Lügenkonstrukte zwei Stunden lang auslöst, tut dies keinen Abbruch.

Jürgen, ein erfolgloser Galerist und Hypochonder vor dem Herrn, befindet sich mit seiner Gattin Katja, eine erfolgreiche, taffe Immobilienmaklerin, in einem Ehetief. Während Jürgen sich in seinem Elend suhlt, sich gar mit Affenpocken infiziert wähnt, will sich Katja in ihrer Mittagspause mit ihrem neuen Liebhaber treffen. Was langsam anfängt, sich wie die sattsam bekannte Szenerie einer Ehe ausnimmt, gerät fortan in völlig schräge Fahrwasser. Aus einem tropfenden Wasserhahn wird ein Sturzbach, der auch das Appartement des Untermieters Rossi erreicht. Und alle, die die Wohnung von Katja und Jürgen betreten, machen sich nass bei den Versuchen, ihrem bisherigen Leben einen neuen Kick zu geben, der letztlich in die Hose geht.

Katja bestellt ihren „Goldhamster“ Colin in die vermeintlich sturmfreie Bude ein. Jürgen versucht derweil, mit seiner Putzfrau und einem polnischen Klempner, der sich als ein arbeitsloser deutscher Philosophie-Professor entpuppt, das Badezimmer trockenzulegen.

Nebenbei wird er vom Maler Armand mit neuen Kunstwerken („Melusine im Waschtrog“) belästigt und bekommt von Hausfreundin Ulrike eröffnet, dass sie schwanger von ihm sei: „Aber wir haben doch nur zweimal“, lautet seine ungläubige Entgegnung. Ihren Gatten Stefan wähnt Ulrike derweil auf den Malediven, während er jedoch lieber mit Katjas Assistentin Nathalié anbändelt. Katja und Jürgens Tochter Bea hingegen weiß nicht, was sie will. Mal ist sie Punk, mal will sie dann doch eher ins Kloster. Jürgens Mutter Hilde lässt hingegen nichts anbrennen, wenn es um die Auswahl ihrer Liebhaber geht, auch wenn sich darunter – wie Victor – auch einmal ein Heiratsschwindler befindet.

Am Ende – wie sollte es in einer Komödie anders sein? – klärt sich alles zu Guten. Allerdings siegen diesmal die pure Lust und das sanktionierte Laster vor der Moral. Holger Heix und sein Team haben ganze Arbeit geleistet, um ein Stück auf die Bühne zu zaubern, das am laufenden Band für Witz und Situationskomik sorgt. Und natürlich haben die Akteure einen wesentlichen Anteil daran.

Albert Follerts Betroffenheitsmine feiert fröhliche Urständ‘. Conny Glade-Wolter mimt die Geschäftsfrau (ihr würde man alles abkaufen) mit großer Coolness, und Svenja Kugler als Bea, kommt als verzogene Göre genauso gut rüber wie Eva Schauwecker als überdrehte Schamanin Ulrike. Ob im nüchternen oder stutztrunkenen Zustand gibt Susanne Schlabach die herrlich überdrehte Ulknudel Nathalié, und bei Thomas Jopp als Stefan weiß man, dass er sich aufs komische Fach stets exzellent versteht.

Heinz Zehner als Herr Rossi und Christiane Krüger füllen ihre Rollen ebenso gut aus wie Michael Krüger als vermeintlicher Klempner Wojticzek. Bernd Winnemann, der den exaltierten Künstler Armand gibt, rundet wie auch Thomas Schlabach als buchstäblich im Regen stehender Liebhaber Colin, Adelheid Simmer als Hilde und Manfred Becker als Investor und Hildes Liebhaber Victor, der mit runtergelassener Hose nass gemacht wird, die absolut stimmige Ensembleleistung ab. Keine Atempause in Sachen Lachen ist bei „Die Pause“ garantiert. Ganz nebenbei entführt die Komödie auch noch in die Welt der Kunst. Die in der Kulisse zu sehenden Skulpturen und Gemälde spielen in diesem Stück eine große Rolle und können sogar – nach den Aufführungen – vom Publikum ersteigert werden.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher