Brilliant, charmant, witzig

Brilliant, charmant, witzig
In tiefste Tiefen und höchste Höhen vermag sich das Duo Carrington-Brown stimmlich zu versteigen. Keine musikalische Stilrichtung und keine noch so schrillen verbalen Wendungen sind dem britischen Paar mit deutschem Pass fremd, um sie sie mit staubtrockenem Understatement und schrägem Humor zu offerieren. Mit einem Best-Of-Programm aus 15 Jahren Bühnenpräsenz, das zwischen J.S. Bach und den Beatles nichts ausließ, schürten sie mit ihrem von Comedy und Musik durchdrungenen Set die Begeisterung des Herborner Publikums bis zum Siedepunkt.Mit ihrem alten Cello namens Joe vermag Rebecca Carrington und ihr Partner Colin Brown den Träumen Flügel mit Hits wie „Dream A Little Dream Of Me“ Flügel zu verleihen. Das Künstlerpaar, das sich, gelegentlich unterstützt von Synthesizerklängen, nur auf ihre ureigene Interpretationskunst verlässt, wandelt mit Dudelsack und Kilt durch die schottische Folklore und spult so ganz nebenbei noch sämtliche englische Dialekte im Schnelldurchlauf auf. Ob mit Soloauftritten oder im Duett, man braucht nur wenige Utensilien um sich durch die Musik der Welt zu spielen und zu singen.

Formvollendet verwandelt Rebecca Carrington ihr Cello in eine Sitar, um indischen Ragas die Sporen zu geben, während sie zu Edith Piafs „La vie en rose“ das Mähen französischer Schafe hinzufügt. Klug, komisch, brillant und bis ins Detail durchdacht, atmet ihr ganzes Tun dennoch das Gefühl von Spontanität und unmittelbar Erfundenem aus. Colins Reminiszenz an seine jamaikanische Herkunft zelebriert er natürlich mit Happy Reggae-Rhythmen, die in vielen Songs gar nicht so freudig daherkommen, denkt am „I Shot The Sherif“ oder „No Woman, No Cry“.

Mit „If The Stars Where Mine“, von der amerikanischen Jazz-Sängerin Melody Gardot wandelt Rebeca auf überirdisch anmutenden Pfaden und gibt anschließend mit ironischen Seitenhieben Einblicke ins amerikanische Vokabular, das sich auf die Worte „Oh my God“ reduzieren lässt. Das Cello wird dabei ganz nebenbei zur Blue-Grass-Fiddle und mit Mundtrompete spielt sie auch noch den Blues à la Miles Davis.

Colin gibt stimmlich und optisch Nina Simone „My Baby Just Cares For Me” zum Besten, und gemeinsam bewegt man sich mit körperlicher durchs modern Dance-Repertoire Mit viel Esprit dringt man in die Welt der Oper ein, um letztlich festzustellen, das sich Klassik und Pop überhaupt nicht fremd sind.

Mit frenetischem Jubel wird das in Berlin lebende Künstlerpaar verabschiedet, das sich schlussendlich in den Refrain von „What A Wonderful World“, das Colin ganz in Stil von Louis Armstrong singt, einklinkt.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher