Blödsinn wird mit dem Alter tiefsinniger

Blödsinn wird mit dem Alter tiefsinniger

Seit zwei Jahrzehnten ist Robert Treutel alias Bodo Bach auf Welttournee durch Deutschland, unterbrochen nur durch eine pandemiebedingte Auszeit. Jetzt konnte er sich auf der KulturzAUber-Bühne an Herborns „KulturScheune“ endlich wieder mit seinen Lach- und Bachgeschichten in Szene setzen – sehr zur Freude seiner zahlreich erschienen Fangemeinde.

„Das Guteste aus 20 Jahren“ nennt der zum Best Ager gereifte Komiker sein Jubiläumsprogramm, das er mit brandaktuellen Erlebnissen und Erkenntnissen anreichert.

„Lachen ist ansteckend, deswegen bitte in die Armbeuge lachen“, ließ der Offenbacher Meister des „Gebraucht-Gags“ das Publikum wissen. Überhaupt machte er einige Ansagen zu Corona: „Ich bin geimpft, gedippt und entwurmt.“ Und seine Maske legt er nachts in Alkohol, damit sie tagsüber besser schmeckt.

Nachdem Bodo Bach auch Homeoffice und autonomes Fahren abgehandelt hatte („Ich bleibe zuhause und das Auto fährt zur Arbeit“), kam er mit seinen selbsterlebten Geschichten mitten aus dem – manchmal etwas geflunkerten – wahren Leben richtig in Fahrt. Mit dem Verweis auf sein Alter (63) und den damit verbundenen körperlichen Einschränkungen, bat er um Nachsicht, denn: „Ich mache Stand-up-Comedy, da muss man die ganze Zeit stehen.“

Aber keine Frage, Bach lieferte. Das Niveau war breitgefächert, wenn auch „manchmal mehr unne rum“. Beim Ausmisten seines Oberstübchens fielen jede Menge Lacher ab. Seine Frau Gerda, mit der er seit 33 Jahren zusammenlebt, kommt gut weg, wenngleich sie ihn zu einer Heilfasten-Kur nötigte: „Man fährt in den Urlaub und bekommt nichts zu essen.“ Nebenbei überlegt er, wie er seinen Sohn Rüdiger, der immer noch daheim lebt, endlich auswildern könnte.

Auch die Anmeldung im Fitnessstudio, in dem sexuelle Meditation nicht im Angebot steht, ist für den „Godfather of Babbsack“ nix. „Da fahren Leute hin, um Fahrrad zu fahren und am Laufband auf ihren Koffer zu warten, der nicht dabei ist.“

Das befreundete Ehepaar Marianne und Lutz ist für Bodo Bach ein Quell köstlicher Lachgeschichten: Zum Tanzkurs, den man mit bequemen Schuhwerk besuchen konnte, erschien Lutz mit Flip-Flops. Aber für die von Gerda und Marianne organisierte Weinwanderung hatte er wenig übrig: „Der Lutz geht nicht aus sich raus, weil er sich selbst nicht mehr findet, und auf seinem Smartphone hat er keinen Schrittzähler, sondern nur einen Bewegungsmelder.“

Nichtsdestotrotz, der Bodo liebt seine Frau, da schreibt er auch schon gerne mal „Ich liebe dich“ in den Staub auf der Kommode. In seinem Bildungsprogramm fürs lachaffine Publikum zeigt er, dass sein Blödsinn mit dem Alter nicht blöder wird, dafür aber tiefsinniger. Mit der Erkenntnis „Du bist nicht doof, du hast nur oft Pech beim Denken“, berichtet er von den leidvollen Erfahrungen, die er während einer Busreise an die Ostsee machte, die seine Frau bei einem Preisrätsel der Apothekenzeitung gewonnen hatte: „Standby an jedem Parkplatz für die altersschwachen Blasen, ein Busfahrer, der zur musikalischen Unterhaltung 110 Alpenschlager auflegte, und eine Hotel-Empfangsdame, die dich mit dem heutigen Standardspruch, ‚was kann ich für Sie tun‘ begrüßte.“

Bodo Bach hatte reichlich zu tun, um die Leute bei guter Laune zu halten. Einmal zur Höchstform aufgelaufen, lieferte er dann Pointen im Sekundentakt ab. Mit der Feststellung, dass das Altern auch Spaß machen kann, wenn man die Schlaftabletten nicht zusammen mit Abführtabletten nimmt, verließ er am Ende als immer noch gut im Saft stehender Unterhaltungskünstler die Open-Air-Bühne.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher