Stehende Ovationen, starkes Konzert

Stehende Ovationen, starkes Konzert
Sonnig war der samstägliche Sommerabend, an dem Herborns „adoptierter Schotte“ James Mackenzie auf der Kulturzauber-Bühne der Kulturscheune sein Publikum mit sonnendurchfluteten Songs erfreute. Unterstützt von seiner wie aus einem Guss agierenden Band demonstrierte er mit rockiger Power, dass man für die wichtigen Dinge des Lebens keinen Ladestecker braucht, um auf Touren zu kommen.Der aus den schottischen Highlands stammende Musiker, der inzwischen in Nürnberg lebt, konnte sich bei seinem inzwischen dritten Gastspiel in Herborn des Hochgefühls, ein Heimspiel zu absolvieren, sicher sein.

Bevor James Mackenzie, begleitet von Bassist Hannes Stegmeier, Gitarrist Eric Flach, Drummer Dominik Back und Keyboarder Ferdinand Schwarz, die Open-Air-Bühne betrat, wandelte der junge Nürnberger Sänger und Gitarrist John Steam Jr. auf klassischen Folk-Rock-Spuren.

Zwischen Folk, Country und Pop erwies er sich dabei nicht nur als begabter Liedermacher, sondern auch als aufmerksamer Beobachter menschlicher Leidenschaften und Eigentümlichkeiten, die er in seinen englischsprachigen Songs thematisierte.

James Mackenzie ist etwas rockiger geworden und so war es kein Wunder, dass der treibende Song „Hearts On Fire“ aus seinem neuen Album „The Honeymoon“ den Abend eröffnete. Im eigens neu erworbenen Outfit merkte man Mackenzie und seinen herausragenden Musikern an, dass sie von Beginn an großen Spaß am ersten Live-Auftritt nach knapp eineinhalb Jahren hatten.

„The Honeymoon“ ist übrigens Programm, will doch der Schotte im kommenden Jahr in den Hafen der Ehe einlaufen. Sein Set hatte er gut gemixt, aus brandneuen Titeln und älteren Nummern wie „Until Forever“ oder „Maybe“. Der herzerfüllende, extrem emphatische Alternative Rock des Schotten traf, wie schon bei seinen Auftritten zuvor, den Nerv seiner Fans, die sich von den Ausflügen in sein Gefühls- und Liebesleben unmittelbar angesprochen fühlten.

Mit seinen von eingängigen Melodien durchzogenen Kompositionen, ergänzt durch den Magnetismus seiner Band, ließ er dabei nichts anbrennen, um für beste Unterhaltung zu sorgen.

Ob in dem nach neuen Antworten suchenden „Telescope“, der um Verzeihung bittenden Moritat „I’m sorry“ oder „Champion“ – eine Liebeserklärung an seine Braut – stets zeigte sich James Mackenzie als ein charmanter Entertainer, der das Potenzial zu Größerem besitzt.

Zwischendurch sorgte die Begleitband, die für einige Stücke – ohne Mackenzie – eine furiose, tempogeladene Bues/Funk/-Rock Jam-Session hinlegte, für gute Laune und Spaß.

Die Lieder des Schotten, die Szenen aus dem Leben authentisch aufgreifen, kamen auch im Soloformat bei „Boat Song“ oder im Duett mit Keyboarder Ferdinand Schwarz gut an. Gemeinsam mit der Band startete er zu später Stunde ein furioses Finale, das schließlich spätestens bei „I fkn luv u“ niemand mehr auf den Sitzen hielt. Da waren dann die Liebeserklärung an seinen Vater („Dear father“) oder Songs wie „Closer“ oder „Shoulders“ die letzten Bausteine für einen rundum gelungenen Abend, an dem sich das Publikum am Ende völlig zurecht von den Sitzen erhob.

 

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher