Ein Heimspiel im „Home of Barnarne“

Ein Heimspiel im „Home of Barnarne“

Er ist ein Meister der Anekdoten und er steht seit mehr als zwei Jahrzehnten äußerst erfolgreich auf deutschen Kleinkunstbühnen: Die Rede ist von Johannes Scherer, im zweiten Beruf Moderator bei Hit-Radio FFH, der jetzt zwei Abende in der Kulturscheune Herborn gastierte.

Zwei Stunden lang nahm der Wahlhesse aus Unterfranken seine Zuhörer mit in eine Zeitschleife zwischen Sanostol-Werbung und Kreuzfahrt-Traumata. Angefangen mit seiner allerersten Nummer, die er jemals auf der Bühne gespielt hat, als er die Erlebnisse des Vaters auf einer Chemietoilette in Darmstadt beschreibt, ging die Reise weiter zu seinen Anfängen beim Privatradio und zu den zahlreichen Promis, die er dort parodierte. „Loddar“ Matthäus ist dabei einer seiner Paradefiguren, Arnold „Schwoarrrzeneeger“ hat ihn sogar bis ins Filmbusiness begleitet, da er bei den „Simpsons“ den Schauspieler und Ex-Gouverneur synchronisieren durfte.

Johannes Scherer mixt Witze, Stand-Up-Comedy und kleine Geschichten zu seinem ganz eigenen unvergleichlichen Humor, wobei auch die Abende in Herborn wirken, als plaudere der Schöllkrippener immer aus dem Nähkästchen: Wenn es um die Erlebnisse des kleinen und bewegungsunfreudigen Johannes geht („Ich war beim Fußball immer der Torpfosten“), wenn er als Bayer von seiner sprachlichen Sozialisation mit dem Hessischen berichtet („Wir waren ja hier fast im Tal der Ahnungslosen“) oder die Weisheiten von Mama und Oma wiedergibt („Bub, die Ohren müssen bedeckt sein, sonst wirst du krank“) – dann fühlt sich das Publikum verstanden. Denn diese Erfahrungen hat man, wie den samstäglichen Badetag mit einer Ladung Wasser für mehrere Familienmitglieder, selbst gemacht.

Johannes Scherer trifft den Nerv und die Seele seines Publikums, denn die „unterleibslose Frau am Fenster“, die der „Newsletter“ der früheren Zeiten war, die kennt einfach jeder. Und wenn er davon berichtet, wie er als Kind als „Transgender-Version von Inge Meysel“ beim Karneval unterwegs war, dann ist Johannes Scherer das wissende Lachen der Besucher sicher, die sich kurz darauf mit dem Comedian fragen, wer denn eigentlich das bescheuerte Wort „Selbstbedienung“ erfunden hat, das ja ein Widerspruch in sich ist, „denn entweder werden ich bedient oder ich mache es selbst“.

Dass im „Home of Barnarne“ natürlich auch das „Arrnette“ und die „Rückfahrrrkamerrra“ natürlich nicht fehlen durften und das Publikum zum Lachen brachten, versteht sich von selbst. Und so endete nach etwas mehr als zwei Stunden eine Zeitreise durch die 70-er und 80-er Jahre, die – getreu dem Slogan mancher Privatradios – „das Beste von heute“ wohl noch on top serviert. Und dazu, das machten die Auftritte in der KuSch eindrücklich klar, gehört Johannes Scherer auf deutschen Kleinkunstbühnen auf jeden Fall.

 

 

 

Gert Fabritius

Jörg Michael Simmer