Lässig verblüffend, zauberhaft, frisch: Marc Weide brilliert

Lässig verblüffend, zauberhaft, frisch: Marc Weide brilliert

Marc Weide ist in Südkorea Weltmeister in der Disziplin „Salon-Magie“ geworden. Warum er diesen Titel zu Recht gewonnen hat, konnte das Publikum bei seiner Zaubershow in Herborn sehen.

Wenn er die Bühne betritt, sind ungläubiges Staunen und großartige Unterhaltung garantiert. Der jugendlich wirkende, freche und schlagfertige Illusionist, der so gar nichts mit dem Klischee des Magiers in Frack und Zylinder gemein hat, zählt auch bei Kollegen und Publikum zu den ganz Großen im Zaubergewerbe. Als Gewinner des Herborner Kleinkunstpreises „Schlumpeweck“ 2017 und 2018 in Südkorea zum Weltmeister in der Sparte „Salon-Magie“ gekürt, ließ er auch bei seinem neuerlichen Auftritt am Samstag in der „KuSch“ keinen Zweifel an seiner schier unglaublichen Zauberkunst aufkommen.

„Kann man davon leben?“, fragt Marc Weide im Titel seines aktuellen Soloprogramms, das er mit vielen neuen Tricks im Gepäck in Herborn erfolgreich anwendete. Per Videoeinspielung räsoniert eingangs ein Jobcenter-Berater (gespielt von Markus Majowski) über die schlechten Berufsaussichten als Zauberer („Zauberei ist nicht so gefragt“). Und später hält in einem weiteren Film Jürgen von der Lippe als Pastor die Trauerrede auf einen erfolglosen, bei einem missratenen Trick verblichenen Marc Weide. Doch: Ätsch! Natürlich ist das alles nur Teil der wundersamen und zugleich wundervollen Künste des Zauber-Entertainers, der inzwischen sehr wohl davon leben kann.

Heute ist der 28-Jährige, der schon seit frühester Kindheit von dem Wunsch beseelt war, einmal Zauberer zu sein, ein Meister der Close-Up-Magie, gepaart mit humoristischer Unterhaltung. Dabei bezieht er sein Publikum bewusst in seine Show mit ein und macht es so zu Komplizen und unmittelbaren Teilhabern seiner Tricks – so auch in Herborn.

Die Aufgabe, herauszubekommen, wie er einen Schal in Nullkommanix in eine Flasche zaubert, Eier und Bälle in seinen Händen auftauchen und verschwinden lässt, erweist sich schnell als unlösbar. Alles genaue Hinschauen nützt nichts. Die Verblüffung wandelt sich zu Begeisterung, besonders wenn ein Trick vermeintlich nicht klappt, dann aber im letzten Augenblick doch noch gelingt.

In Sekundenschnelle bringt er einen von einem Gast verdrehten Zauberwürfel in die richtige Ausgangsposition zurück. Aus einer Zeitung ausgerissene Jobanzeigen fügt er wieder zu einem Ganzen zusammen, ohne die Vorstellungen einer Arbeitsvermittlerin unerwähnt zu lassen, die ihm als jungem Mann unter anderem den Job eines Klempners andiente – getreu dem Motto: „Rohrfrei durch Zauberei!“

Marc Weide scheint die Gesetze der Physik völlig auf den Kopf zu stellen. Aus einer leeren Tüte holt er Papierblumen in Schachteln hervor. Für die nur kurz zuvor von drei Zuschauern einzeln ausgewählten Begriffe „Tom Cruise“, „Löwe“ und „Ananas“ zieht der sympathische Magier, dem man einfach alles abnimmt, eine kindlich hingekrakelte Zeichnung aus einem Umschlag, die genau diese Kombination zeigen soll. Und derweil das Publikum noch herzlich lacht, dreht er das Blatt um und präsentiert eine Fotomontage aus Tom Cruise, Löwe und Ananas.

Wer wie er in der, wie er sagt, „Königsdisziplin der Zauberei“, nämlich auf Kindergeburtstagen, erfolgreich seinen Mann steht, vermag auch auf der „KuSch“-Bühne restlos zu überzeugen. Diesem Illusionisten ist einfach nichts zu schwer. Mit größter Selbstverständlichkeit lässt er am Ende den Dotter aus einem Ei fließen, das am Anfang des Tricks noch aus Holz gewesen ist.

Und sein helles T-Shirt mit dem Aufdruck „Zieh mal eine Karte“ verwandelt sich plötzlich vor aller Augen in ein schwarzes, das die Karte aus dem gerade laufenden Trick und zeitgleich an dieser alle Veränderungen zeigt, die mit ihr während des Tricks geschehen. Marc Weide bringt’s.

Seine Show ist faszinierend, kommt ohne optischen Firlefanz und übertriebenes Getue aus. In Herborn vermochte der Zauber-Entertainer das Publikums restlos zu überzeugen. In einer Welt, die kaum noch Platz für Illusionen hat, kommt einer wie er dem Zuschauer gerade recht, um sich mit Freuden hinters Licht führen zu lassen – auch ohne Jungfrauen zu zersägen. Eine Sternstunde im „KuSch“-Programm.

Gert Fabritius

Helmut Blecher