Philosophie ausm Waschsalon

Philosophie ausm Waschsalon

Wer den Humor von Badesalz mag, kommt am Musiker, Comedian, Schriftsteller und Schauspieler Henni Nachtsheim nicht vorbei. In der Kulturscheune (Kusch) Herborn, wo man ihn bereits in verschiedenen Formaten erleben konnte, lässt er diesmal seine Erlebnisse in einem Waschsalon Revue passieren. Sein Programm „De Peter kimmt!“, das er am Donnertagabend in Herborn präsentiert hat, kombinierte er mit der Musik des Jazz-Ensembles der Deutschen Oper Berlin.enrik Ibsens „Peer Gynt“ ins Hessische zu übertragen, das schafft Henni Nachtsheim mit Leichtigkeit. Als er dringend seine Bühnen-Garderobe waschen muss, gibt seine Waschmaschine den Geist auf. Vom Reparaturservice im Stich gelassen, macht er sich auf den Weg zu einem in die Jahre gekommenen Waschsalon. Hier trifft er die ältere Solveig Betzinger, die ihm gegen eine Provision das Wechselgeld für seinen Waschgang gibt. Dennoch redet er bald schon mit ihr über dies und jenes, und wird in mal in witzige, mal in nachdenkliche Dialoge verwickelt.

Wer derbe Comedy erwartet hat, wird angenehm enttäuscht. Was er zu erzählen hat, ist zwar voller Skurrilitäten und Schrullen, aber trotzdem irgendwie mitten aus dem Leben gegriffen. Während Henni von einer Putztruppe mit dem Spruch: „Soll im Leben alles klappe, brauchste ’n Lappe“ aufs richtige Gleis geschoben wird, schlägt bei Solveig, die zu ihrem Geburtstag ihren lange nicht gesehenen Freund Peter Gynt erwartet, das pralle Leben viele Haken. Sehr zum Vergnügen des Publikums.

Henni Nachtsheim bringt in seiner Geschichte die Zeitgeschichte mit auf die Bühne, die sich bei ihm in legendäre Werbesprüche von längst Geschichte gewordenen Marken wie der Uwe-Seeler-Hattric-After-Shave-Spot manifestieren. Am Ende kommt ihm die Erkenntnis, dass ein Waschsalon einfach kommunikativer ist als eine eigene Waschmaschine.
(Fotos: JMS)

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher