In der Ruhe liegt die Kraft

In der Ruhe liegt die Kraft

Der türkischstämmige Kabarettist Django Asül gehört zu Bayern wie ein Glas Weißbier, das bei seinen Auftritten stets obligatorisch bereitsteht. Wenn er mit niederbayrischem Dialekt vom Leder zieht, bleibt kein Auge trocken. Mit seinem mittlerweile achten Soloprogramm „Am Ende vorn“ ist er dem Sinn und Irrsinn des Lebens auf der Spur, das so schön sein könnte, wenn man jeglichen Stress vermeidet.

Was alles mit allem auf sich hat, davon konnte sich das Publikum am Donnerstagabend in der „Kulturscheune“ in Herborn überzeugen.

Der charismatische Entertainer, der in Herborn seit 2016 immer wieder gerne gesehen wird, nahm mit bissigem Blick, psychologischer Gründlichkeit und schrillem Humor die gesellschaftlichen Zusammenhänge in der Welt und ebenso vor der eigenen Haustür aufs Korn.

Augenzwinkernd und mit schelmischem Blick verstand es Django Asül bestens, seine Zuhörer auf der Suche nach Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit mitzunehmen. „Wer nach vorne fährt, sollte den Blick nach hinten nicht vergessen“, befand der aus dem niederbayrischen Hengersberg stammende Humorist bei seinen satirischen Winkelzügen, die nicht nur auf das Hier und Jetzt, sondern gerne auch mal auf das Woanders und das Später blickten. Mit einer Würdigung Herborns, das den Calvinismus förderte, sowie seinem Lob auf die „KulturScheune“, die direkt mit einer Autowaschanlage verbunden sei, fing Django Asül an, um sich dann mit der Kunst der Stressvermeidung zu beschäftigen, die sich mit sieben Minuten Körperkontakt erreichen lasse.

Aufs richtige Fingerspitzengefühl kommt es bei ihm an. Das erfährt er bei seinen Hengersberger Stammtischbrüdern, die wissen, wie man beispielsweise mit Falschparkern und strengen Politessen umgeht. „Hengersberg ist Heimat“, befindet der Träger des bayerischen Verdienstordens, der im bosnischen Sarajevo auf heimatliche Gefühle bei vielen türkische Touristen trifft und daher seinen Eltern empfiehlt, bei ihren Reisen in die Türkei doch in Sarajevo Halt zu machen und zu bleiben. Das ist nur die halbe Strecke in die Heimat, die man in Sarajevo auch finde.

Herausragende Persönlichkeiten wie Franz Beckenbauer und Gert Müller würdigt er mit erfrischenden Erkenntnissen zu ihren Spielerkarrieren. Und dass die Niederlage der Nationalmannschaft gegen die DDR bei der FUßball-WM 1974 taktische Gründe hatte, erklärt er mit der Absicht, so in die wesentlich schwächer besetzte Zwischenrunde zu kommen. Der Schelm Django Asül weiß halt, wo es lang geht – und sei es auch nur in Richtung Blödsinn.

Auf die Frage: „Essen sie auch Döner?“, folgt die Antwort: „Selbstverständlich. Ich bin ja Deutscher.“

Auch beim Intervallfasten ist er um eine Erklärung nicht verlegen: „Beim Intervallfasten fastet man zwischen zwei Mahlzeiten, ohne eine dritte dazwischen zu essen.“ Blödsinn und Blödheit liegen bei vielen Menschen dicht beieinander. „Toll, wenn sie es dennoch schaffen, jeden Tag in den richtigen Bus zu steigen. Es gibt Menschen, die hinterlassen ein Loch, und es gibt Menschen, die eine Lücke sind“, so der Satiriker, der sich auch mit dem schlechten Bildungsstand vieler Schüler auseinandersetzt: „Hier ist man schon gut dabei, wen man Buchstaben von Zahlen unterscheiden kann.“

Schlussendlich verabschiedet er sein Publikum mit dem Bekenntnis: „Wer viel Geld verdient, schläft besser.“

(Fotos: JMS)

 

 

Helmut Blecher