Kann Spuren von Unsinn enthalten

Kann Spuren von Unsinn enthalten

Für ihre Fans sind Lars Niedereichholz und Ande Werner aka Mundstuhl das beste Comedyduo des Universums. Am Freitagabend präsentierten sie sich in der ausverkauften Kulturscheune (Kusch) mit viel hessischem Gebabbel durchgeknallter und grobmotorische denn je. Mit ihrem aktuellen Programm „Kann Spuren von Nüssen enthalten“ knackten sie die Haltelinien der Political Correctness mühelos mit brüllend komischer Unkorrektheit.

„Witzigkeit kennt keine Grenzen“, sang Heinz Schenk in „Kein Pardon“ – auf der nach unten offenen Spaßskala kennt Mundstuhl kein Pardon, um sich in grenzenloser humoristischer Derbheit zu ergehen. Feinfühligkeit bleibt da außen vor, wenngleich sich Mundstuhl den brennenden Fragen unserer Gesellschaft durchaus stellt, nur halt mit ordensunreifen Gedanken.

Mundstuhl hauen von Beginn an die Energie nur so raus. Mit schrillem Outfit und schlecht sitzenden Perücken lassen sich Comedians über die Flora Costa Ricas aus, allen voran über die Faultiere, die nichts schaffen und von langsamen Kauen nur Zahnbelag haben. Was es mit der Badekultur auf sich hat, davon berichtet Lars, der sich als Kind eine von der Oma gehäkelte Badehose mit seinem Bruder teilen musste. Heute tummelt man sich in einem Whirlpool, den es mittlerweile zum Bürgergeld dazu gibt. Und die Corona-Zeit sei gar nicht ganz so schlecht, berichtet das Duo: Durch die klarere Luft hätten chinesische Kinder erstmals ihre Eltern gesehen.

Die Parade der Mundstuhl-Figuren beginnt mit den Ossi-Hartz-IV-Müttern Peggy und Sandy. Peggy sitzt in einem Marokko-Urlaub einem Heiratsschwindler auf. Im weiteren Verlauf des Abends geht es fast nur noch um sexuelle Praktiken und die Zutaten, die es dazu braucht.

Lars gibt den psychopathischen Grillschorsch. Als Malte und Torben von No Pressure erklären sich Mundstuhl zu Freunden des Waldes, die am Waldboden schon mal an den Exkrementen eines Fuchses schnuppern oder auf einem Felsenmeer des Nachts besonderen Freizügigkeiten frönen.

Über ein Coming-Out-Lied gehen sie mal eben gegen Kinderarbeit in Bangladesch an. Auch geben sie Menschen mit Behinderung eine Stimme. Besonders „Downies“ – Menschen mit Downsyndrom – widmen sie ihre Zuneigung. In ihrem Lied „Gewalt gegen Frauen“ betonen sie, dass es nicht gut ist, wenn man Frauen an den Haaren durch die Wohnung zieht.

Natürlich haben ihre Paradefiguren Dragan und Alder auch in Herborn wieder einen großen Auftritt. Diesmal mal reicht ihre Kanakcomedy bis in die Zeit der Neandertaler zurück. Sie stellen sich vor, dass die Rolle von James Bond zukünftig einer Ursula Bond zukommt, die Schurken mit dem Kleinwagen zur Strecke bringt.

Immer wieder leuchten satirische Spitzen auf, meist aber geht es um die pure Lust am Blödsinn, wie in ihrer Zauberpersiflage, in der sie sich als Sickroy und Fried als die schlechtesten Zauberer der Welt erweisen. Zu guter Letzt haben es die Komiker noch mit dem Klima. „Auf Sylt haben wir geschwitzt wie die Sau. Aber glaubst du, die haben deswegen die Windräder angestellt.“

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher