Stühle to go nach Togo

Stühle to go nach Togo

Die KulturScheune Herborn blickt auf ein spannendes Jahr zurück. Und das nicht nur wegen des ausführlich gefeierten 20-jährigen Bestehens. Auch die Geschichte der alten Besucherstühle hat es in sich. Die bis September das Erscheinungsbild der KuSch prägenden roten Sitzgelegenheiten sind inzwischen in Togo gelandet. Wie das?

Über 20 Jahre lang waren die Stühle im Besitz des Vereins, und das sogar bereits ein Jahr vor der Einweihung der KuSch. „Wir haben seinerzeit den Hinweis eines Herborner Bürgers erhalten, dass das Schulungszentrum der Landesärztekammer in Bad Nauheim abgerissen werden sollte“, so Vereinsvorsitzender Jörg Michael Simmer. Darin befanden sich neben den Sitzgelegenheiten noch Lampen, Spiegel und Tische, die das Interesse der Herborner auf sich zogen. „Drei Tage nach dem ersten Kontakt hatten wir einen 7,5-Tonner am Start und haben alles eingepackt, was uns weiterhalf.“ Das Problem: Die KuSch war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gebaut, so dass das Material ein Jahr lang eingelagert werden musste.

Weitere Tücke: „Dadurch, dass die roten Stühle in einem Seminarraum standen, waren sie ein paar Zentimeter zu niedrig, um sie an Tische zu platzieren“, erinnert sich Jörg Michael Simmer. Die Lösung: Über die damals noch existierende Firma Brinkmann wurden kleine Plastikstopfen gefertigt, die die nötige Erhöhung möglich machten. „Die wurden dann damals durch unser internationales Workcamp im September 2004 zusammengesteckt.“

Und rund 20 Jahre lang sollte das auch die perfekte Lösung für die KuSch-Bestuhlung sein, wobei die Stühle nach einigen Jahren nochmals aufgepolstert wurden.

Anfang 2024 reifte dann der Gedanke, dem Theater ein neues Farbkonzept zu verpassen. Ein roter Bühnen-Hauptvorhang wurde montiert, damit mussten die bisherigen ebenfalls roten Stühle weichen. Doch wohin damit? „Wir haben sie anderen Theatervereinen angeboten, keiner hatte letztlich Interesse und war bereit, eine größere Menge abzunehmen.“

Also versuchten die KuSch-Macher ihr Glück über Ebay-Kleinanzeigen. Und siehe da, es meldete sich relativ zeitnah jemand, der Interesse an 100 Stühlen hatte. „Man weiß ja bei diesen Internet-Käufern nie, an wen man da gerät“, war auch Jörg Michael Simmer zunächst vorsichtig. Im Laufe mehrerer Telefonate stellte sich dann heraus, dass die Interessentin in München lebte. Inzwischen waren es auch 200 Stühle, die sie haben wollte.

Doch wofür? Die Herborner vermuteten eine Glaubensgemeinschaft oder einen Verein, doch die Antwort von Sala Wourouma verblüffte die Macher der KuSch: „Wir wollen die Stühle für den Schulungsraum eines Hotels in Togo haben.“ Genauer gesagt war es das Hotel Lamirel in Sokodé, der mit 107.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt des westafrikanischen Landes, das über 27 Zimmer verfügt.

Wie aber sollten die Stühle nun dorthin gelangen? Anfang September machten sich Vorsitzender Jörg Michael Simmer und Kassenwart Michael Benner mit einem Transporter und dem Großteil der roten KuSch-Stühle auf den Weg gen Süden zu einem Außenlager in Eching. Dort landeten die Sitzgelegenheiten in einem Übersee-Container, um dann einige Wochen später den langen Weg nach Afrika anzutreten.

In Eching trafen die beiden Herborner auch auf Sala Wourouma, mit der sie die letzten Modalitäten des Deals klärten. „Das war eine schöne Begegnung und sie hat versprochen, uns zu benachrichtigen, wenn die Stühle angekommen sind.“ Das passierte dann Anfang Dezember – und seitdem schmücken nun die „KuSch-Stühle to go“ ein Hotel in Togo.