Artistik der Extraklasse zum Abschluss

Artistik der Extraklasse zum Abschluss

Vier Abende, 74 Künstler, über 1000 Besucher und Momente für die Ewigkeit: Die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen der KulturScheune Herborn haben Maßstäbe gesetzt.

Zum Abschluss des Event-Reigens begeisterte eine Artistik-Show der Extraklasse die Gäste in der KuSch. Die Macher der Kleinkunststätte hatten zum Jubiläum die besten Absolventen der Artistenschule Berlin eingeladen, die seit 2014 mit ihrer deutschlandweit tourenden Show ein fester Bestandteil des KuSch-Jahresprogramms sind.

Und das Programm zeigte dann auch, welch hochkarätige Künstler die einzelnen Abschlussjahrgänge hervorgebracht haben. Oscar Kaufmann eröffnete den Reigen der 21 (!) Artisten, die die Show zu etwas Einzigartigem machten. Ansonsten auf den Bühnen in der ganzen Welt zuhause, setzte er mit seiner Strapatennummer gleich zu Beginn Maßstäbe. Doch das ganze Programm war so zusammengestellt, dass eigentlich nur Finalnummern am Start waren.

Zudem sah man Geräte, die nicht immer den Weg auf Varieté-Bühnen finden. So stellte etwa Monique Schröder Erstaunliches mit einem Pezziball an und das Duo Kraoul hatte sich dem guten, alten Springseil verschrieben, das sie in Windeseile durch die Luft wirbelten.

Für staunende Mienen sorgten Florian und Michael Canaval. Die Österreicher zeigten eine Leuchtkeulen-Jonglage, die ebenso faszinierend wie anspruchsvoll war. An der Pole-Stange verband Sophia Drgala Kraft mit Anmut, was auch für das Duo Julia & Lukas galt. Ihre Partnerakrobatik ist ebenfalls in den deutschen Varieté-Häusern ein fester Bestandteil.

Was Daria Rupp macht, gibt es nur selten zu sehen. Die diesjährige Absolventin der Schule hat sich der Kunst des Zopfhangs verschrieben, wobei sich so mancher Besucher fragte: „Tut das nicht weh?“

Ein alter Hase nach vier Jahren in der Szene ist hingegen Tim Höfel, der auf der platzmäßig beschränkten KuSch-Bühne demonstrierte, was man mit einem BMX-Rad so alles anstellen kann.

Im zweiten Teil der Show ging es dann munter mit den Attraktionen weiter. Jule Schuster erwies sich auf dem dünnen Schlappseil balancierend ebenso als Meisterin ihres Faches wie Donial Kalex. Er ist ein Jongleur abseits der klassischen Pfade und entführte das Publikum in seine ganz eigene Welt der kleinen Bälle.

Akrobatik, Licht und Musik gehen beim Duo Charisma eine sehenswerte Symbiose ein, wenn Christian und Malina voller Anmut nahezu über die Bühne schweben.

Schweben ist das Stichwort für Luzie Lou am Luftring, die die Besucher mit ihren waghalsigen Tricks fesselte. Auf dem Boden, genauer gesagt auf einem Leuchtwürfel zeigte Anissa Elakel eine Handstand- und Kontorsionsübung und verblüffte dabei mit ihrer „Biegsamkeit“ einmal mehr die Besucher.

Das galt, wiederum in der Luft, auch für das Duo MonaLaura. Beide sind an den Strapaten zuhause und mit dieser Nummer in allen deutschen Varietés gut gebucht. Ebenso wie Sebastian Stamm. Bei dessen Schlusstrick am Chinesischen Mast, als er kopfüber nur wenige Zentimeter über dem Boden stoppte, stockte dem Publikum der Atem.

Das freilich hatte sich zuvor mehrfach vor Lachen verausgabt, denn wie bei jeder guten Show durfte auch ein launiger Moderator nicht fehlen. Diesen Job übernahm Karl-Heinz Helmschrot, der bei einer Mitmachnummer sogar Goethes Faust in den Abend integrierte.

Fazit: Es war ein würdiger Abschluss der Jubiläums-Feierlichkeiten in der KuSch, die mit vier außergewöhnlichen Galas Maßstäbe in der deutschen Kleinkunstszene gesetzt hat.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher