Wenn plötzlich 16 Künstler „happy birthday“ singen

Wenn plötzlich 16 Künstler „happy birthday“ singen

Zweite Jubiläums-Gala in der KuSch, zum zweiten Mal gab es stehende Ovationen. Bei den spannendsten Preisträgern aus 16 Jahren „Schlumpeweck“ waren sich anschließend alle einig: Viel runder kann eine Geburtstagsfeier nicht sein. Und das nicht nur, weil die 16 Künstler, die an diesem Abend auf der Bühne standen, zum Abschluss die KuSch in einem Ständchen hochleben ließen.

2008 hatte sie begonnen, die Geschichte des Herborner Kleinkunstpreises. Damals gewann unter anderem Wolfgang Trepper einen der Preise. Der konnte beim Jubiläum zwar nicht anwesend sein, doch die Liste der Bühnenmenschen, die zusammen mit den „KuSchlern“ feiern wollten, war nicht nur lang, sondern auch exquisit.

Als Moderator war Thomas Schreckenberger vor Ort, der 2018 den Publikumspreis abgeräumt hatte. Der Wahl- Schwabe hatte den Faden des Abends stets in der Hand und überzeugte mit humorvollem Polit-Kabarett, wobei einer der Höhepunkte seine Transformation des Shakespeare-Stückes „Romeo und Julia“ in die Bundespolitik war und so kurzfristig Edmund Stoiber zum Vater von Angela Merkel (Julia) wurde und auch den „suchenden Romeo“ (Friedrich Merz) im Blick hatte.

Felice & Cortes hatten 2019 den Publikumspreis beim Schlumpeweck gewonnen und beeindruckten mit Gänsehaut-Stimme (Felice) und poetischer Papierflieger-Jonglage (Cortes) die Besucher erneut. Im gleichen Jahr war Tom van Orten mit einem Jurypreis bedacht worden. Seine Ode an „Herborn – die Perle an der Dill“ zeigte eindrucksvoll, warum.

Typen-Kabarett ist das Metier des Dresdener Erik Lehmanns, der so einiges über die Befindlichkeiten im Osten der Republik zu erzählen wusste. Seinen Jurypreis in Herborn hatte er 2020 erhalten. Im gleichen Jahr bekam Anne Folger den Publikumspreis. Ihr Metier ist Klavierkabarett, aber die Vergangenheit als Konzertpianistin kam bei einer mitreißenden Interpretation des Stones-Klassikers „Painted black“ ebenfalls durch.

Eine Figur, von der viele hoffen, dass man ihr nicht begegnen möge ist „Der Tod“. 2023 ausgezeichnet zeigte der „Sensenmann“, wie man Makabres mit topaktuellem Politkabarett perfekt kombinieren kann. „Mackefisch“, das sind Lucie Mackert und Peter Fischer. Die beiden Mannheimer schaffen es wie kaum ein anderes Musikkabarett-Duo, zwischenmenschliche Befindlichkeiten in herrliche Melodien zu kleiden und mit selbstgebautem Schlagwerk echten Band-Sound zu erschaffen.

Peter Vollmer hat zwar selbst nie einen Schlumpeweck gewonnen, als Moderator der ersten drei Jahre des Wettbewerbs gehörte der Kölner jedoch irgendwie zum Inventar, so dass Moderator Thomas Schreckenberger dem KuSch-Team riet, ihm doch einen „Ehren-Schlumpeweck“ zu verleihen.

Gleich zwei Jurypreisträger des Jahres 2012 waren zur Gala gekommen. Ein hoch energetischer und topaktueller René Steinberg, der sich in seiner Abschlussnummer zum Fürsprecher der Frauenrechte machte und das Leipziger Ensemble Weltkritik. Bettina Prokert und Maxim Hofmann kabbelten sich auf der Bühne in altbewährter Manier und mit hohem Unterhaltungsfaktor.

Wie ein Ei und Colaflaschen verschwinden und wieder auftauchen können und der Zauberer dabei sogar einer Publikumskandidatin den Schlusstrick überlässt, das zeigte eindrucksvoll Marc Weide, Ex-Weltmeister der Magiere und Schlumpeweck-Sieger 2017. Bereits ein Jahr vorher hatten sich Giovanni Reber und Michael Giertz aus der Schweiz in die Herzen der Zuschauer gespielt und als Les Papillons den Publikumspreis 2016 gewonnen. Mit ihrem Weltraum-Medley beendete das Duo an Klavier und Geige den fulminanten Abend, der völlig zurecht die Zuschauer zu stehenden Ovationen hinriss.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher