Once in a lifetime und 830 Jahre Varieté-Erfahrung

Once in a lifetime und 830 Jahre Varieté-Erfahrung

Die Kulturscheune in Herborn („KuSch“) macht’s möglich: Zu ihrem 20. Geburtstag hat sie eine Varieté-Gala veranstaltet, die in ihrer Vielfalt und der Klasse der 16 auftretenden Künstlerinnen und Künstler den großen Revue-Bühnen von einst in nichts nachstand.
Angesagt von Martin Sierp und Jens Ohle, wurde am Freitagabend alles aufgefahren, was in puncto Körperbeherrschung, musikalischer Leichtigkeit und komödiantischem Geschick angesagt ist.
Mit den vergeblichen Versuchen eines gewissen Herrn Stanke, einen Teppich zu reinigen, begann die XXL-Varieté-Gala, die drei Stunden lang für tolle Stimmung sorgte. Herr Stankes Kampf mit den Tücken einer Leiter und eines Teppichklopfers geriet zu einer kuriosen Slapstick-Nummer, tauchten doch alle erdenklichen Probleme und Schwierigkeiten auf, die beim Teppichklopfen und beim Kampf gegen die Schwerkraft auftreten können.
Schwer auf Draht waren die beiden Moderatoren: In zahlreichen Interaktionen mit dem Publikum, mit Zaubertricks und Jonglage auf wackligen Leitern sorgten sie dafür, dass der Abend mit Tempo und Witz über die Bühne ging. Die wiederum wurde von der Besentanz-Akrobatin Frau Schmidt reingehalten.
Der einzigartige Papierkünstler und Comedian Doc Shredder verblüffte mit einer faszinierenden Kombination aus Papierfertigkeiten und humorvoller Unterhaltung. Die erstaunlichsten Formen schnitt er aus einfachem Papier, darunter auch einen „KuSch“-Jubiläumskranz.

Wie man sich leicht macht, demonstrierte Cecilia Hedlund. Zu rockigen Klängen zeigte sie unter absoluter Körperbeherrschung, wie man auf übereinander getürmten Stühlen selten gesehene Handstände vollführt. Bianca Capri und Samira Reddmann hatten es ebenfalls drauf, der Schwerkraft mit Leichtigkeit ein Schnippchen zu schlagen. Während die Luftakrobatin Bianca Capri eine ästhetische und sich im Tempo steigernden Vorstellung am Vertikalseil bot, zeigte Samira Reddmann am Trapez, wie man mit absoluter Brillanz und atemberaubender Präzision über dem Boden schwebt.

Kai Eikermann servierte eine einmalige Mischung aus roboterhaften Tanzbewegungen und Pantomime, Soundcollagen und Körperkabarett.

Mit raffinierten Zaubertricks band die Britin Elizabeth Best das Publikum in ihre Show ein, während Martin Sierp im Zeitlupentempo demonstrierte, was es mit dem Verschwinden einer Ketchupflasche aus seiner Hand so auf sich hat.

Dustin Waree begeisterte mit seiner prägnant-rockigen Stimme und einer raffinierten Einrad-Show über Treppenstufen. Der schloss sich Phil Os mit seinen Diabolos an, die er zu Headbanger-Rhythmen durch die Luft sirren ließ. Antje Pode, vollgepackt mit Koffern, präsentierte, auf dem Rücken liegend, eine einzigartige Jonglage mit den Füßen.
Der muskelbepackte Robert Choinka hingegen vollführte als machohafter Mechaniker einarmige Handstände auf einem Reifenstapel. Und TJ Wheels jonglierte auf Rollschuhen auf beeindruckende Weise in einer 60 Zentimeter schmalen Bühnen-Halfpipe verschiedenste Gegenstände.
Abgerundet wurde der Abend durch den Moderator, Komiker und Musiker Sammy Tavalis, der auf dem Daumenklavier für zehn Finger und als kleinste One-Man-Band der Welt sechs Instrumente gleichzeitig spielte.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher