Grande finale mit Folkpunk und Musketierrock

Grande finale mit Folkpunk und Musketierrock

Im Musentempel der Kleinkunst, in der Herborner Kulturscheune, ging es am Freitagabend wild und extrem laut zu. Aus nah und fern waren die Fans der deutschen Folkrockband „Rauhbein“ nach Herborn gekommen, um ein Fest mit irischem Temperament zu feiern, bei dem man einfach mal von der Rolle sein konnte. Friedlich ging es dennoch zu, und auch die Aufforderung, sich ausgelassen „dem Schnaps und dem Suff hinzugeben“, endete nicht in einem wilden Gelage. Dennoch wurde ausgiebig geschunkelt, getanzt und mitgesungen.

„Rauhbein“ – der Name ist Programm – eröffneten das auf Tempo getrimmte musikalische Feuerwerk. Angeführt von dem bärtigen Haudegen Henry M. Rauhbein aus Hessisch Lichtenau, der nicht nur für den Gesang zuständige war, sondern auch immer mal wieder in die Saiten griff, gab sich das Quintett von Anfang an keine Blöße, um die Stimmung im Saal bis zum Siedepunkt aufzuheizen. Eingerahmt von Gitarrist Godi Hildmann, Bassist Olli Schmidt, Drummer Lous Schade und Violinist Justin Cluché, ließ der Frontmann Sauf- und Partylieder in rascher Abfolge vom Stapel, ohne auf rührselige Balladen zum Nachdenken zu verzichten,

Mit echter Hardrock-Attitüde, gewürzt mit jeder Menge irischen Folkpunk sang Henry Rauhbein mit großem Herz und irischer Leichtigkeit über Liebe und Leid, über Beziehungen und Freundschaften.

Nach gut einer Stunde und einer Zugabe war leider Schluss mit Ohrwürmern wie „Hoch die Tassen“ und „Komm mit uns“. „Rauhbein“, die bereits im vergangenen Jahr als Support von „dArtagnan“ auf Tour waren, räumten die Bühne für die sechs Musketier-Rocker aus Nürnberg, die mit tosendem Applaus von ihren Fans begrüßt wurden.

Die Luft im Saal war zum Schneiden, die Stimmung extrem aufgeheizt, als sie sich mit „Feuer und Flamme“ daran machten, die Nacht mit Tanz und Lust auf Party mit ihrem Mix aus Mittelalter-Rock à la „In Extremo“ sowie Gothic und Folkrock zu befeuern..

„So jung kommen wir nicht mehr zusammen“, lautete das Motto von Sänger und Dudelsackspieler Ben Metzner, begleitet von den Gitarristen Tim Bernhard und Haiko Heinz, dem Violinisten Gustavo Straus, dem Bassisten Sebastian Baumann und Schlagzeuger Matthias Böhm. Getreu dem Musketier-Motto „Einer für alle und alle für einen“ gaben „dArtagnan“ ihrem Sound – längst nicht mehr nur mit Mantel und Stulpenstiefeln mächtig die Sporen.

Mit ungebremster Spielfreude und eingängigen Melodien ließ sich das Sextett durch eine Songfolge treiben, die bis hinaus auf die weite See und den Schrecken vergangener Kriegszeiten, wie in der traditionellen Ballade „My Love’s in Germany“, reichte.

Im Verlauf ihres furiosen Auftritts verstand man sich in der Kunst der Minne ebenso gut wie auf „Pulverdampf & Donnergroll‘n“ oder in der Kunst des Trinkens. „dArtagnan“ demonstrierten mit Verve und Leidenschaft, wie man sein Publikum buchstäblich um den Finger wickelte, es zu Komplizen ihrer von unbändiger Wildheit getragene Show machte. Frauen wurden Huckepack genommen. Die Dämme der Freude brachen sich ihren Weg in die Herzen der Fans, die dicht gedrängt vor der Bühne, die unmittelbare Nähe zu dem mit sanftem Hüftschwung agierenden Frontmann Ben Metzner & Co suchten und fanden. Nichts konnte das Band zwischen der Band und dem Publikum zerreißen, das bis in die späte Nacht „Seit an Seit“ hineinhielt.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher