Stand-Upper machen den Auftakt zum Open-Air

Stand-Upper machen den Auftakt zum Open-Air

Die Zeiten sind schlecht. Da kommt einem die Gelegenheit sehr gelegen, um sich für ein paar Stunden durch Bespaßung ablenken zu lassen. Zur Eröffnung der Kulturzauber-Veranstaltung auf der Bühne hinter der Kulturscheune gastierte am Freitagabend Thomas Hermanns Quatsch Comedy Club mit vier Stand-Up-Comedy-Acts, präsentiert von einer schrillen Moderatorin, die frech sein wollte, sich im Ton jedoch allzu oft vergriff.

Das Publikum, den lauen Sommerabend nutzend, war zahlreich erschienen und bereit, sich den Auftritten der Comedy-„Künstler“ zu stellen, die, wenn sie sich mal in die Politik verstiegen, auch Kabarettisten nennen durften.

Auch wenn das wohl nicht die Creme de la Creme der deutschen Comedy-Szene war, die in Herborn auftrat, so tat Christin Jugsch alles, um für gute Stimmung zu sorgen. Dabei machte sie auf cool, fand Dillenburg komisch und gab sich familiär. Von ihrem Schicksal als Rothaarige, die ihr den Ruf einbrachte eine Hexe zu sein, berichtete sie ebenso ausführlich, wie über das richtige Saufen am Meer oder was es mit einem Arschgeweih beim Sex auf sich hat. Alles nicht wirklich lustig.

Bene Reinisch ist seit fünf Jahren hauptberuflich Künstler. Da hatte er natürlich viel zu erzählen. Und so berichtete er über seine medizinischen Kenntnisse, die ihm bereits im Kindergarten nutzte „Ich habe die Kinder, deren Eltern Privatpatienten sind, bevorzugt, behandelt.“ Eine Oma, die nach ihrem veganen Lieblingsessen gefragt wird, findet Schinkennudeln gut: „Geht aber nicht, das ist ja Ei drin“. Nun, Schmunzeln durfte man da schon, wie auch über den Stuhlkreis mit Sitzplatzreservierung.

Johann Theisen, der auch was mit Musik machte, war geil aufs Publikum. Weil er so blass sei, habe er beim Fernsehen noch einen Nebenjob als Weißabgleich. Als Boxer geht er nicht durch, trotz seiner (fast) Namensgleichheit mit Mike Tyson. Stattdessen rappt er flott und einfallsreich muntere Reime auf Nihan, mit dem er zuvor ausgiebig parlierte. Die Angst zu früh an Krebs zu sterben, bekämpft Theisen darin, dass er sich öfters in den Schritt greift, um mögliche Knoten frühzeitig zu erkennen. Wie man sich selbst den Blinddarm herausoperiert und dass er auf kurzlebige Haustiere, wie beinamputierte Meerschweinchen steht, zeigt nur, dass der Junge zu heiß gebadet wurde,

Über seinen Kampf mit der Tücke des Objekts – ob beim Zusammenziehen eines Spannbetttuches oder den richtigen Umgang mit einem Backblech, berichtete der stets zur Vorsicht neigende Martin Niemeyer. Um nicht als Spießer zu gelten, geht er bei Rot über die Ampel. Er macht sich über alles Sorge, weil sich die anderen zu wenig machen.

Über das, was in seiner Badeanstalt so abgeht, wusste Bademeister Schalupke so einige Dönekens zu berichten. Der Kölner outet sich in seinem Problembad als harter Knochen, bei dem sich selbst der Weiße Hai dünne machen würde, wenn er zur Ordnung pfeift. All den Möchtegern-Machos, wie Alpha-Kevin, der unbedingt vom gesperrten Zehnmeter-Turm springen will, rät er gefälligst zweimal von Fünfer zu springen, lehrt er Mores. Bademeister Schalupke ist ein harter Knochen, der Fußpilzflüsterer, der als Spaßbremse nicht nur stechende Bremsen einhegt.

Alles in allem war Quatsch Comedy purer Quatsch. Die Leute hatten trotzdem ihren Spaß.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher