Ein magisches Knistern liegt in der Luft

Ein magisches Knistern liegt in der Luft

Für ein so vielfältiges Programm haben vier Stimmen selten gesorgt: Die „Medlz“ waren in der Herborner KulturScheune zu Gast – und das nicht zum letzten Mal.

Seit nunmehr 25 Jahren begeistern die „Medlz“, die wohl beste weibliche A-Cappella-Popband Europas, ihr Publikum. So auch bei ihrem Auftritt in der ausverkauften Kulturscheune: In Herborn zündete die Gruppe ein zweistündiges Best-of-Feuerwerk.

Zwischendurch auch mit frechem sächsischen Entertainment gewürzt, zeigten die Dresdnerinnen Sabine Kaufmann, Nelly Palmowske, Juliane Köbe und Silvana Mehnert, wie man sich mit Charme, Witz und vokaler Grandezza in Szene setzen kann. Über 1500 Auftritte, zahlreiche Showprogramme und bis heute 300 Songs stehen auf der Habenseite der „Medlz“, die zum dritten Mal nach Herborn kamen.

Mit dem Lied „Morgens bis ich immer müde“, das in die Zeile „Aber abends werd ich wach“ mündete, starteten die vier Frauen eine Show, in der das Leben in all seine Facetten, mal sinnlich sündig, mal andächtig und feierlich abgefeiert wurde, Akustisch und optisch bestens präpariert, öffneten sie den Zuhörerinnen und Zuhören den Zugang zu vielfältigen vokalen Soundwelten. Dabei stimmte auch dank wohldosierter Perkussion und eines Bass-Erzeugers der Beat.

Mit Ratschlägen, die das Leben lebenswürdiger machen, gaben sich die „Medlz“ in ihrem Manifest „Benutzen Sie Sonnencreme“ ganz philosophisch, um sich anschließend mit „Could You Be My Boy“ der Liebe zu widmen. Und da es zwischen den Sängerinnen keinen Disput darüber gab, wer sich in musikalisch aufbereiteten Liebesdingen in den Vordergrund stellen darf, waren die Solstimmen gleichberechtigt besetzt.

So kam das Publikum in den Genuss der Stimmkunst aller vier Künstlerinnen, die man so in ihrer ganzen Vitalität und Kraft erleben konnte. Sei es bei „Nothing Compares To You“ „Die Schone und das Biest“ oder „Kashmir“ von Led Zeppelin. Bei Ludwig van Beethovens „Neunter“ demonstrierten die „Medlz“, dass man mit vier Stimmen ein ganzes Sinfonieorchester ersetzen kann und am Ende auch noch Schillers Ode „An die Freude“ neuen himmlischen Glanz zu verleihen.

In ihrer Hommage an Michael Jackson gaben sie nicht einfach „nur“ die Originalversionen – von „Thriller“ bis Billy Jean“ und „Heal The World“ wider, sondern fuhren dazu Songtexte von Udo Jürgens auf. Vom wunderschönen Lied „Das Kind in dir“ über die wuchtige, aber keineswegs brachial klingende Beschäftigung mit dem Werk von Rammstein, tauchten die „Medlz“ in die Neue Deutsche Welle der 80ein.

Im sächsischen Dialekt gesungen, erfuhren „Da Da Da“ oder „Völlig losgelöst“ eine zusätzliche Leichtigkeit und Witzigkeit. In kollektive Schwingungen geriet die KulturScheune schließlich bei Grönemeyers „Ich drehe schon seit Stunden hier so meine Runden“, in das sich das Publikum textsicher einbrachte.

Tosender Applaus und stehende Ovationen waren der Dank des Publikums an die vier Stimmen, die es schafften, die „KuSch“ zum Kochen zu bringen. Mit dem von einer faszinierende Lightshow durchzogenem „Insomnie“ und Kohn Lennons Klassiker „Imagine“ verabschiedeten sich die „Medlz“. Nicht, ohne anzukündigen, dass sie im nächsten Jahr wieder in Herborn Station machen, um mit ihrer selbstironischen, witzigen, charmanten und tief bewegenden Show für Glücksmomente zu sorgen.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher