Seifenblasen, Sandmalerei, Sensationen

Seifenblasen, Sandmalerei, Sensationen

Viele haben eine große Sehnsucht nach klassischer Varieté-Kunst, in der sich Menschen in die Lüfte erheben, Zauberer verblüffen, bauchredende Puppen Arien trällern und Ballkünstler um die Ecke jonglieren. Und so war es schon vorher ausgemacht, dass auch die 16. Auflage von „KuSch goes Varieté“ ein voller Erfolg wird.

Alle drei Vorstellungen, die über die Bühne der Herborner „KulturScheune“ (KuSch) gingen, waren ausverkauft. Die acht Künstlerinnen und Künstler lieferten eine rundum gelungene, abwechslungsreiche Varieté-Show ab – und zwar mit ganz unterschiedlichen Talenten.

Mit schalkhafter Narretei führte der „Deutsche Meister der Zauberkunst“, Luke Dimon, durch das abwechslungsreiche Programm und zeigte in eigener Sache, wie man das Publikum gekonnt hinters Licht führt. Gläser verschwanden, drei Fingerringe wurden zu einer untrennbaren Kette und schier unendlich viel Sand rann aus seinen Händen. Dass der Mann auch noch singen konnte, überraschte da keinen mehr.

Mit graziler Körperbeherrschung und einem perfekten Gespür für Harmonie und tänzerische Anmut hoben Mona Tesch und Laura Borkowski, Absolventinnen der Staatlichen Artistenschule Berlin, bei ihren Darbietungen am Boden oder in Tüchern hängend, die Gesetze der Schwerelosigkeit auf.

Nicht minder beeindruckend war Julia Grote, ebenfalls Absolventin der Staatlichen Artistenschule Berlin, mit ihren kraftvollen Hebungen und spielerisch leichten Drehungen im Luftring über dem Boden der „KuSch“-Bühne. Als Herrin der Lüfte konnte sie sich dem Beifall des Publikums sicher sein.

Lukas Köster, auch er Absolvent der Artistenschule, demonstrierte mit zehn Bällen, wie man die schrägen Ebenen von Dreiecken dazu benutzt, tempogeladene Bouncing-Jonglage hinzulegen. Mit dieser eindrucksvollen Form der Ballkunst präsentierte er Muster, die für Verblüffung und Begeisterung zugleich sorgten.

Wie man aus Seifenblasen und Sand schnell zerplatzende und verwehende Kunst macht, zeigten Iryna Bilenka- Chaplin und ihr Partner Alexander mit ihrer Seifenblasen-Show, die voller Zartheit und schwebender Leichtigkeit war. Iryinas Sandmalerei, auf eine Videoleinwand projiziert, zeichnete derweil Bilder zur Zeitgeschichte und zu Herborn auf einer von unten beleuchteten Glasplatte und ließ sie übereinander fließen.

Mit Bauchgesängen wurde das Programm der Varieté-Show abgerundet. Sabine Murza alias Murzarella ließ ihre Puppen nicht nur munter und frech quasseln, sie konnten auch singen. Und wie. Die ausgebildete Musicaldarstellerin ließ die alternde Operndiva „Adelheid“ im schönsten Klassik-Timbre Arien schmettern, während die Kanalratte „Kalle“ als Rockröhre auf dem „Highway To Hell“ war. Löwenbaby „Leonie“, die vom MGM-Löwen abstammt, ließ Murzarella „Baby One More Time“ singen und krönte ihren Bauchgesang im Trio mit „Adelheid“ und dem Kakadu „Dudu“.

In den Chor von „What A Wonderful World“ stimmten, von Luke Dimon vorgelegt, am Ende alle Beteiligten der Show mit ein. Und schön war dieser Abend in der Tat, was gleich drei „standing ovations“ eindrucksvoll belegten.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher