Vielversprechende Weltpremiere

Vielversprechende Weltpremiere

Er ist nicht der erste Künstler, der die Herborner KulturScheune gewissermaßen als „Kreißsaal“ für sich entdeckt hat. Wie schon einige Kollegen vor ihm, so nutzte auch Bernd Stelter die KuSch dafür, die Weltpremiere seines neuen Bühnenprogamms „Reg‘ dich nicht auf. Gibt nur Falten!“ dort zu zelebrieren. Nur knapp eine Woche nach dem letzten seiner rund 150 Auftritte in der Kölner Karnevalssession zeigte sich der 62-Jährige zwar entsprechend aufgeregt ob seines neuen „Babys“, aber zugleich in bester Spiellaune. Und so wurde schnell klar: Das neue Programm von Bernd Stelter wird die Fans deutschlandweit begeistern!

„Du hast nur ein verdammtes Leben. lass es krachen, lass es beben“, schrieb der Sänger, Kabarettist und Autor dem Herborner Publikum in der proppenvollen gefüllten „KulturScheune“ Herborn singenderweise ins Stammbuch. Wie man der Ernsthaftigkeit des Lebens die rote Karte zeigt, indem man sich in mehr Gelassenheit übt, stand im Fokus seines neuen Programms „Reg’ dich nicht auf, gibt nur Falten!“

Für den 62-jährigen Entertainer ist es an der Zeit, Resümee zu ziehen und sich zugleich neuen Herausforderungen zu stellen. Dabei sollte man dem Ärger im Straßenverkehr und an der Supermarktkasse besser aus dem Weg gehen, denn das gibt nur Falten und kann sogar tödlich sein, so Stelter. „Sei freundlich zu jedem“, rät er. Darüber lachen ist für ihn die beste Medizin und verbessert unser Hautbild: „Mit einem Lächeln im Gesicht werden wir für unsere Mitmenschen attraktiver. Das andere Geschlecht fühlt sich zu uns hingezogen.“

In Japan hat der Menschenfreund Stelter erfahren, was ein freundliches Wort bewirken kann. „Wärme für drei Wintermonate.“ Auch wenn in Japan alles wunderbar klappt, wie die Pünktlichkeit der Züge, die ihren Fahrplan bis auf die Sekunde exakt einhalten, „während bei uns der ICE schon pünktlich ist, wenn das Datum stimmt“, wie Stelter befindet, gibt es doch aufgrund der räumlichen Enge in Japan Kuschelprobleme, vor allem mit Hunden und Katzen, für die es extra Streichelcafés gibt.
Für Bernd Stelter ist Zeeland sein Traumort: „Schickt mich nach Zeeland ans Meer“, singt er zum Klang der Gitarre und wirkt dabei absolut tiefenentspannt. Yoga empfiehlt er als Entschleuniger, und auch der Sport kommt bei ihm zu seinem Recht, wenngleich Sport nicht automatisch bedeute, besser auszusehen. „Mit einem Schnaps geht das aber auch.“ Wie es bei ihm mit dem Sex aussieht, erklärt Stelter anhand einer Zuchtbullenschau, wobei seine Frau Ursula über die große Potenz eines Stiers staunt, der an 365 Tagen im Jahr kann und ihren Mann dabei kritisch anschaut. Die Erwiderung kommt prompt. „Es ist aber wohl so, dass es nicht immer die gleiche Kuh war.“

Am Piano schwelgt Stelter in Kindheitserinnerungen aus dem Dorf, sinniert über die Zubereitung von Apfelpfannkuchen und würdigt sein und das Lebenswerk seines Sohnes. „Ich bin ein Dichter, ich drechsel den Reim. Du bist ein Winzer und erntest den Wein!“ Alle seine Lieben erfahren die ihnen gebührende Würdigung. Mit viel Humor und Witz geht Stelter die unterschiedlichsten Themen an, wobei ihm bei der Frage der verloren gegangen Debattenkultur der Kamm schwillt.: „Die Meinung des anderen nicht hören zu wollen, ist respektlos.“

Und was er machen würde, wenn er 90 wird, weiß er nicht so genau. „Mit dem Kumpel Golf spielen oder Sex mit seiner Frau?“ Was das Leben darüber hinaus noch verlängern kann, zählt er anschließend genüsslich auf: Nach Hongkong ziehen, mit dem Rauchen aufhören, kein Fleisch mehr essen, täglich ein Glas Wasser trinken, mediterrane Küche – bis er auf 136 Jahre kommt. Für Stelter entschieden zu viel.

Stets zaubert er seinem Publikum Lachfalten ins Gesicht, so auch als er als Kreuzfahrtschiffskapitän die Passagiere per Schlagerschnipsel – bis zum letzten Tanz – durch die Ägäis schippern lässt. Am Ende bekennt Bernd Stelter mit sentimentaler Rührung: „Ich will, dass ihr lacht. Ich erzähl’ über das wahre Leben. Ich bin ein Clown, ich will gar nichts anderes sein.“

Danke, Clown!

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher