Musik als Lebenselixier

Musik als Lebenselixier

Die Musik ist ein unverzichtbares Lebenselixier, das schon dem Fötus im Mutterleib guttut. Was es alles mit und um die Musik so auf sich hat, wer von wem diese abkupfert, um sich hitverdächtig in Szene zu setzen, davon weiß der promovierte Musikwissenschaftler „Dr. Pop“ viel zu erzählen, zu singen und zu spielen.

In der gut gefüllten „KulturScheune“ (KuSch) präsentierte er seine mit viel Witz und Komik garnierte Show, in der er am Klavier, einem Roland-D-50-Synthesizer, Gitarre und Musiksampler faszinierende Musikfakten therapiert.

Insbesondere die Musik der 1970er- und 80er-Jahre und natürlich der immer wieder für sprachliche Entgleisungen

sorgende Gangster-Rap deutscher Zunge hatten es dem „Schlumpeweck“-Gewinner von 2022 angetan. Mit einer Ehrung an den jüngst verstorbenen Hitproduzenten Frank Farian startete „Dr. Pop“ in eine Welt voller musikalischer Kuriosa, in der ein versehentlicher Hinternklaps von „Sting“ ans Piano den Sound von „Roxanne“ beeinflusst hat oder

sich hörbar das Hüsteln von David Gilmour auf sein Gitarrenspiel zu „Pink Floyds“ „Wish You Were Here“ legt. Der Musikdetektiv hört und analysiert, was wir normalerweise überhören. Sei es das „Dam Dam“ bei Drafi Deutschers „Marmor, Stein und Eisen bricht“, das die entfallenen Bläser ersetzt, oder der lockere Umgang der Deutsch-Rapper und Hip-Hopper mit Kunst, Kultur und Potenz: „Ich bin Dichter wie van Gogh“ oder „Ich bin potenter als ein Ochse“.

Kleinste Klangfetzen, durch die Samplemaschine gejagt, machten Dance-Songs wie beispielsweise „The Power“ von „Snap“ groß, das 1989 die Hitparade stürmte. Und dass Michael Jackson seine Hits ohne Instrumente, sondern nur mittels seiner Stimme auf den Weg brachte, versetzt selbst „Dr. Pop“ immer wieder ins Staunen.

Mit Verve und begeisterndem Elan vermittelte er den „KuSch“-Besuchern, worauf es bei einem guten Song ankommt. Dabei hatte der Doktor der Popmusik Könner wie Billy Joel, Eric Clapton oder Elton John im Visier, denen er am Piano oder mit seinem Gesang die ihnen gebührende Referenz erwies. Über die Schlager- und Volksmusiker, wie die „Kastelruther Spatzen“, die „Amigos“ oder Andrea Berg, die mit reichlich sinnfreien Texten daherkommen, bis zu „Vader Abrahams“ Schlümpfelied und Dieter Bohlens Bedeutung für das Musikwesen („Ist der Song gestohlen, war’s Dieter Bohlen“) ließ der Musikexperte nichts aus. Auch nicht, wie Mann mit der Bassstimme eines Barry White die Frauenherzen erobert und wie man mit einem Tonhöhenregler jeden noch so schrägen Gesang vergoldet. Wie sich der ultimative Sommerhit „In The Summertime“ auf Norwegisch und Chinesisch anhört, wie ein lange verschollenes Bach-Stück die Vorlage für unzählige Pophits lieferte und wie der Heavy Metal seinen typischen

Sound fand – all das und vieles mehr brachte „Dr. Pop“ den Liebhabern der Musik, von Klassik bis Pop und Hip Hop, nahe. Ganz nahe war er zu guter Letzt mit nölender Stimme an Udo Lindenbergs „Komet“ dran und bei einem Paar aus dem Publikum, aus deren Lebensdaten er ein brandneues Lied strickte.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher