Mit Witz und Humor gegen den Weltuntergang

Mit Witz und Humor gegen den Weltuntergang

Andreas Rebers ist ein Kabarettist, der dem Weltuntergang mit Witz und Ironie entgegentritt. „Es steht schlecht um den Humor in Deutschland“, erklärt er in der restlos gefüllte „KulturScheune“ („KuSch“). „Wenn du die Welt zu einem besseren Ort machen willst, musst du die Menschen zum Lachen bringen“, verkündet der Hauswart des Herren, der wahlweise auch praktizierender Teilzeitjude, Gelegenheitschrist und Freizeitmuslim ist. Nur ein Experte fürs betreute Denken will er nicht sein. Dafür nimmt er auch das „KuSch“-Publikum in die Pflicht. Ihm zeigt er auf, wie man den immer verrückter werdenden Lebensumständen mit herrlich verrückten Gedanken Paroli bietet.

Man fürchtet sich vor der Zukunft und hat noch immer nicht begriffen, was in der Vergangenheit wirklich geschehen ist und was die Gegenwart aus uns macht. Corona, Klima und Krieg, dazu hat der in München lebende Satiriker und Musiker, der mit E-Piano und Akkordeon stets den passenden Ton trifft, viel zu sagen und zu singen.

Andreas Rebers gibt alles, benennt Versager in Politik und Unterhaltung – von den wirklich nie pazifistischen Grünen und sich jung gebenden alten weißen Männern bis hin zu den oft ziemlich alt aussehenden junge Politikern in Deutschland. „Der Krieg ist der Vater aller Dinge. Alte Männer schicken junge Männer in den Krieg“, stellt Rebers fest, der den Krieg als das gewinnbringende Geschäftsmodell der vom Kapitalismus beherrschten Welt sieht. Erlebnisse aus einer Kindheit und Jugend schießen ihm durch den Kopf. Zum Beispiel, als er mit den abgeschossenen Ohren und den ausgestochenen Augen seiner Onkel konfrontiert wurde, während er von seinem Onkel Dolf eine HJ-Uniform geschenkt bekam, die er in einem Schuhkarton aufbewahrte.

Woran und an wem kann man sich noch vergreifen, fragt sich Rebers. Schließlich schickt er den Sohn seiner Nachbarin, dem wegen kultureller Übergriffigkeit der Wunsch, als Indianer auftreten zu wollen, verwehrt wird, mit der Montur aus seinem Schuhkarton auf den Fasching. Alles nur zum Zwecke der geschichtlichen Aufarbeitung.

Dem vermeintlich Extremen gibt sich Rebers mit galligem Humor hin. „Es gibt Probleme, die braucht kein Mensch“, weiß der Mann, der mit seiner moralinsauren Nachbarin, eine alleinerziehende Mutter, ins Gericht geht und ihrem Sohn bescheinigt, die Fähigkeit zu besitzen, um einmal Kaufhausdetektiv in Bioladen zu werden. Die Zukunft, die mit ihrer digitalen Diktatur und ihrer scheinbar unaufhaltsam um sich greifenden Verblödung voranschreitet, bringt den „Kabaretto“ in Rage.

Mit Mutterwitz, viel Musik sowie mit überbordender Kreativität und strotzender Liebe für das menschliche Dasein macht der Kabarettist Stimmung über das „rein Geschäftliche“ hinaus, unter dem sein Programm firmiert. Rebers plädiert für Tempo 30 und die Bio-Sauna, sieht in der Wanderungsbewegung der Migranten ungeahnte Möglichkeiten für Ausrüster von Globetrotter-Artikeln, und im Borkenkäfer erkennt er den Nazi unter den Käfern. „Der liebt das Braune unter der Rinde“.

„Ich bin zu oberflächlich für den Untergrund“, bekennt der Volkskommissar für Rache und Vergeltung. Stattdessen macht er lieber Kabarett für Reiche. Das Leben ist für ihn eh nur ein Geschäftsmodell, bei dem es letztlich nur um die Frage geht, ob man tot vielleicht doch besser aufgehoben ist.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher