Überwältigendes Live-Erlebnis

Überwältigendes Live-Erlebnis

Mit Schottland im Herzen und Folk-Rock im Blut legte das von der wunderschönen schottischen Insel Isle of Tiree kommende Oktett „Skerryvore“ in der proppenvollen Kulturscheune einen Auftritt hin, der von enormem Spielwitz und purer Lebensfreude geprägt war. Erstmals verwandelte sich der Herborner Kleinkunsttempel in einen echten Rockschuppen, in dem das Foyer samt Getränkestand durchgehend geöffnet war.

Nachdem der Schotte James Mackenzie, letztmals im Sommer 2021 in Herborn aktiv, einen kurzen, mitreißenden Soloauftritt hingelegt hatte, in dem er mit eingängigen Eigenkompositionen stimmlich glänzte, stand nun „Skerryvore“ die Bühne offen – und die Fans gingen von Beginn an begeistert mit.

Was die Band mit ihrem Rock- und Celtic-Folk bestehenden Instrumentarium aus Gitarre, Bass, Drums Akkordeon, Keyboards und dem archaischen Klang von Fiddle, Bagpipes, Flutes und Whistle so alles auftischten, war prickelnde Ohrenspülung vom Feinsten.

Frontmann Alec Dalglish, der nicht nur mit glasklarem Gitarrenklang und kraftvollem Gesang bestach, sondern auch für die meisten, melodischen Songs als Komponist verantwortlich zeichnete, öffnete mit seinen Bandmates die musikalische „Büchse der Pandora“. Tempogeladen, hochemotional und von inbrünstiger Leidenschaft beseelt, ließen die „Skerries“ nichts anbrennen; sie zündeten sie ein Feuerwerk aus Up-Tempo-Rock, Pogo à la Pogues und Rags und eine stets tanzbare Mixtur aus Reels, Jigs, Airs und Rags.

Hymnische Instrumentals, bei denen neben Alec Dalglish auch Martin Gillespie (Bagpipes und Whistles), Daniel Gillespie (Akkordeon), Craig Espie (Fiddle), Fraser West (Drums), Jodie Bremaneson (Bass) und Alan Scobie (Keyboards) Soloauftritte hatten, wechselten sich mit druckvollen Vokalnummern ab, die wild und urwüchsig wie die schottischen Highlands und so tiefgründig wie die Lochs waren.

Mit ihrem außergewöhnlichen Sound, mit dem sie nachhaltig wirksame Leuchtsignale in die Welt senden, vermochten sie auch in Herborn zu punkten. Leuchtsignale? Die Band wurde 2005 von den Brüdern Martin und Daniel Gillespie gegründet und nach dem Leuchtturm ihrer Heimatinsel benannt,

Wer nicht schon als Fans von „Skerryvore“ in die Kusch gekommen war, konnte als bekehrter Adept nach dem Konzert, das für viele noch die ganze Nacht hätte dauern können, den Heimweg antreten.

Zumindest haben die „Skerries“ versprochen, im nächsten Jahr wiederzukommen, um die Seele des grünen Schottlands abermals mit unbändiger Leidenschaft zum Strahlen zu bringen.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher