Tipps zum „Männerfang 2.0“

Tipps zum „Männerfang 2.0“
Die glitzernde Welt der Travestie ist spätestens seit Mary und Gordy gesellschaftsfähig. In bester Gesellschaft fühlte sich denn auch Gina de l’Amore in der Herborner „KuSch“, wo sie im blinkenden Fummel, mit lockiger Perücke und hohen Stilettos auf dem Catwalk der Travestie parlierte, sang und tanzte. Auf „Männerfang“ wollte die Lady aus dem Ruhrpott gehen und fühlte sich dabei von ihren weiblichen Fans bestätigt. Immerhin hatte sie zumindest einen Mann mit ihren amourösen Avancen am Haken. Ihm blieb nichts anderes übrig, als ein donnerndes „Ja, ich will!“ in den Saal zu schmettern.
Ein festes Programm hat Gina de l’Amore eigentlich nicht. Die permanente Interaktion mit dem Publikum reicht aus, um die Stimmung stets am Köcheln zu halten. Und wenn sie Chansons, Disco-Musik oder Crooning à la Frank Sinatra mit kraftvoller Stimme auf den Weg bringt, sind ihre ein- und doppeldeutigen Spiele mit den Unterleibsorganen nur lustiges Geplänkel um das eine: „Wie kriege ich sie rum?!“
Von der Magie der Travestie gefesselt, befeuert sie mit dem Disco-Hit „I Am What I Am“ ihr Bekenntnis zur Lust an der Camouflage und der Lust am Leben. Als eine bunte Onkel/Tante-Show bezeichnete Gina de l’Amore ihren ersten Auftritt in Herborn, wo sie dem Publikum mächtig einheizt: „Stilvoll mit Stiehl“. Während sie mit dem Frankie-Valli-Klassiker „Can’t Take My Eyes Off You“ ihre Liebeslust explodieren lässt, gibt sie in einem andern Lied Ratschläge, wie man einen lästig gewordenen Lover wieder loswird: „Bitte, bitte, spring doch vom Balkon!“
Im nahbaren Ruhrpott-Slang zeigt die Künstlerin sich als Diva mit Herz, das sie auch gerne auf der Zunge trägt. Wer liebt, soll auch guten Sex haben, lautet ihre Maxime – auch im Alter. Und was kann es dann Schöneres am Ende geben, wenn Mann/Frau beim Kommen geht. Neben allerlei Lustbarkeit kommt in ihrer Show natürlich auch die Nachdenklichkeit nicht zu kurz. Mit ihrer Version von Marlene Dietrichs „Wo sind all die Blumen hin“ plädiert sie für mehr Toleranz und Frieden in der Welt.
Sexy und mit frecher Laszivität heizt Gina de l’Amore dem Publikum mit ihren Erfahrungen aus der Männersuche ein. Gemischt mit Stand Up-Comedy, jeder Menge klassischen Ohrwürmern und vor Humor sprühenden Erzählungen aus dem täglichen Leben, bekennt sie zu guter Letzt glaubhaft: „So leb‘ dein Leben“ („My Way“). Bar jeder Maskerade verbschiedet sich Gina de l’Amore von einer begeisterten Zuhörerschar: „Hätte ich die Wahl zwischen Broadway und Herborn, ich würde euch vermissen.“

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher