In der Bibliothek von „Monument House“ wischen Vernon Previtt und Edna Honeywell, engagiert von Testamentsvollstrecker Mortimer Crayle, den Staub von den Regalen. Die letzten noch verbliebenen Mitglieder der Henk-Dynastie sind geladen, um das Erbe des Familienpatriarchen Septimus Henk anzutreten. Doch Crayle verfolgt eigene Ziele, um das Vermögen der Henks an sich zu reißen. Und bald heißt es für alle: „Erben oder sterben“.
Der Zuschauer muss nicht lange warten, bis die erste Leiche in ihrem Blut liegt. Und gleichsam stellt sich für ihn die Frage: Wer war der Mörder von Anwalt Crayle? Die fünf verbliebenen Mitglieder der Familie Henk, Crayles Sekretärin Zoe Mapleton, der zufällig in das Familientreffen geratene Kinderclown Larry Lewis oder der Raumpfleger Vernon?
Das rasante Abzählspiel à la Agatha Christie, in der nach und nach alle Akteure zu Tätern und Opfern werden, steht bis zum überraschenden Finale mächtig unter Dampf. Da betritt zunächst Octavius Henk die Bühne, gespielt mit Verve und noch mehr Voodoo-Elan von Michael Perry.
Der stets übel gelaunten und zickigen Cousine Henrietta Henk, die von Elisa Schnackenwinkel mit griesgrämiger Inbrunst zum Leben erweckt wird, folgen die etwas naiv wirkende und dennoch durchtriebene Athene Henk und der verschlagene Augustus, mit großer Spielfreude verkörpert von Laura Dörr und Michel Dahlhaus. Sie bilden ein mit teuflischer Verschlagenheit agierendes Geschwisterpaar, während die alternde Diva Fabia Henk, mit frivoler Inbrunst gespielt von Lisa Kring, immer noch jeden Mann in ihr Bett locken möchte. Am Ende sind sie alle tot: Erschossen, vergiftet, erschlagen.
Bleiben noch die Nicht-Familienmitglieder, nicht minder mit Verve und Brillanz dargestellt von Victoria Groos (Edna), Regina Marzen (Zoe), Eric Thomas (Mortimer Crayle), Nicolas Wogenstahl (Larry) und Louis Peter, der Vernon Previtt, einen verkannten Schauspieler leicht homosexueller Natur, mit köstlichem Klamauk über die Bühnenbretter huschen lässt.
Es ist ein höllisches Vergnügen, das die zehn „Youngsters“ auf die „KuSch“-Bühne bringen. Man fühlt sich von der Leidenschaft, mit der sie sich auf das Mörderspiel einlassen, mitgerissen. Diesen rabenschwarzen Comedy-Thriller britischer Provenienz sollte man sich nicht entgehen lassen, bürgt er doch für zwei Stunden beste Theater-Unterhaltung.
(Fotos: JMS)
Helmut Blecher
Helmut Blecher ist freier Autor und Fotograf. Der Dillenburger berichtet seit Jahren über das kulturelle Geschehen vornehmlich an Lahn und Dill und hat bereits Auftrittskritiken für zahlreiche Künstler in der KuSch geschrieben.