Zwischen politischem Biss und persiflierendem Nonsens

Zwischen politischem Biss und persiflierendem Nonsens

19 Jahre lang waren sie „Zu Zweit“ auf deutschsprachigen Bühnen unterwegs. Ende Oktober ist die gemeinsame Zeit von Tina Häußermann und Fabian Schläper vorbei – und dass das mehr als schade ist, davon konnten sich die Besucher in der Herborner KulturScheune nun selbst überzeugen.

„Die wilde 13“, so hatten die beiden Stuttgarter ihr letztes Programm getauft, mit dem sie einen Parforceritt durch ihre knapp zwei Jahrzehnte andauernde Karriere unternahmen. Stets gut gelaunt hangelte sich das ungleiche Paar, das vermutlich nur, weil es keines ist, die gemeinsame Zeit so gut überstanden hat, durch die vielen Geschichten des zwischenmenschlichen Miteinanders.

„Zu Zweit“ sprühen vor Spielfreude, sind am Klavier, beim Tanz und bei ihren gegenseitigen Frotzeleien energiegeladen. Das Publikum hat Spaß, auch am einen oder anderen kleinen Texthänger. Tina Häußermann und Fabian Schläper witzeln in ihren Liedern und Dialogen über Liebeleien und Geschlechterklischees (Wenn Sandra und Michael zusammen grillen…), führen unvermittelt fremde Herren aus dem Publikum zusammen („Versuch’s mal andersrum“) und beschäftigen sich (auch im Ausdruckstanz“) mit dem Liebensleben der Glühwürmchen. Merke: „Nicht jeder, der leuchtet, ist helle!“

Das Märchen von Hänsel und Gretel bekommt bei „Zu Zweit“ einen modernen und ganz anderen Touch, und das verhinderte Paar weiß im Song „Niemand da“ auch, dass das Leben als Single nicht immer schlecht sein muss. Zur hochdramatischen Dichtung gerät der Zahnarztbesuch im „Bewartungszimmer“ und die Künste der Erdbeerverkäuferin Ludmilla („Ihre Früchte sind der Knüller“) sind ohnehin legendär. Da kann Spargelkönig Klaus nicht mithalten – trotz gelebtem „Düdeldü-Schuhplattler“.

Echte Lebensweisheiten hat das Duo auch auf Lager, denn: „Das Leben ist eine Achterbahn. Man kotzt immer in derselben Kurve!“ Mit einer Ode an die Bürozimmerpflanzen („Grüne Helden“), die schon stummes Elend auf dieser Welt mitansehen mussten, endet dann das Programm.

Perfekt passende Melodien und Rhythmen, zwischen politischem Biss und persiflierendem Nonsens – das ist das Erfolgsrezept von „Zu Zweit“. Sie werden auf deutschen Bühnen fehlen, wobei Tina Häußermann der Kleinkunst solo erhalten bleiben wird. Fabian Schläper hingegen zieht sich nach 25 Jahren Bühnenleben ins Private zurück. Und so war dann auch der poetisch-bilanzierende Schluss-Song „Das alles kommt mit“ bewusst gewählt: Melancholie und Glitzer – der perfekte Abschied für ein ganz besonderes Duo.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher