Ode an die Sprache

Ode an die Sprache
Im vierten Anlauf hatte es endlich geklappt: Die „Heinzigartige“ Hommage an den Mann mit der Brille konnte im Rahemn des „KultrzAUber“ trockenen Fußes in Herborn über die Kulturzauber-Bühne gehen. Frei vom Versuch, sich möglichst originalgetreu dem großen Vorbild nähern zu wollen, war die Heinz-Erhardt-Show – vom Schatten- und Handtheater-Virtuosen Günter Fortmeier und den Kabarettisten Frank Sauer und Volkmar Staub in Szene gesetzt – eine an zündenden Gags, furios interpretierten Gedichten und großartigen Sketchen reiche Angelegenheit.
Mit einem Lobgesang auf den Spaßmacher des Wirtschaftswunders eröffnete das Trio die abwechslungsreiche Revue auf ihre eigene künstlerische Art. Dabei bediente man sich auch moderner Stilmittel und rappte sich schon ein ums andere Mal durch Heinz Erhardts Gedichte.
„War er ein deutscher Dichter oder nicht ganz dichter Deutscher?“, fragte Frank Sauer und stellt mit seinen Kollegen fest, dass Erhardt ein Großmeister der Blödeleien und vergnüglichen Wortspiele im Witze stemmen ein absolutes Schwergewicht war, der bis heute unerreicht ist. Mit großem Gespür für Selbstironie spielen sie sich durch den Fundus von Heinz Erhard. Mit unbändiger Lust am Fabulieren, Zitieren und Rezitieren mimten und knödelten sich die Herren mit dem passenden Hornbrillen-Gestell durch die poetischen Lach- und Machwerke und Lieder des Urvaters deutscher Comedy. Den Geist des großen Vorbilds atmend, ließen sie die zeitlose Komik des großen Komikers u.a. auch in Günter Fortmeiers herrlichen Handtheaterspiel lebendig werden.
In Vierzeilern brachte man den Philosophen, den Tierfreund und Frauenversteher Heinz Erhardt dem Publikum nahe, das sich wahrlich köstlich über „Der Tauchnichts“, frei nach Friedrich Schiller, „Das Fischchen“ oder „Die Weihnachtsgans“, die tiefgefroren in einem weißen Sarg auf ihren Verzehr wartet, amüsieren konnte. Schräg bis urkomisch war das, was die Erhardt-Experten mit den Werken des Kalauer-Königs anstellten. Stets den Respekt vor seinen zeitlosen Sketchen wahrend, hatten die Erhardt-Fans spätestens nach dem Genuss des Liedes „Immer wenn ich traurig bin“ das Gefühl, als habe man selbst schon etliche Korn in der Kimme.
Höhepunkte der Erhardt-Gala waren sicherlich der Ausflug in die griechische Mythologie („Die Ledige mit dem Schwein“), das mit gewagten Wortspielereien und Doppeldeutigkeiten für Lacher sorgte, ebenso wie die Geschichte mit dem „G“. Günter Fortmeier ließ als Bauchredner seine untreue Handpuppe Gisela – assistiert von Volkmar Staub und Frank Sauer – geniale Wortsalven in „G“ abfeuern, bis das Liebesdrama mit einem Schuss aus einer Pistole, die bei „Garstadt Gießen gegauft“ wurde, endete.
Ob klassisch, besinnlich oder auch nur „satierlich“, das Trio schwadronierte, was das Zeug hielt. Heinz Erhardt hätte wohl seine helle Freude an der Umsetzung seiner Dichtkunst. Natürlich durfte „Die Made“ ebenso wenig fehlen, wie das beschwipste Rumbalied „Linkes Auge blau, rechtes Auge blau“. Und auch einen Stargast konnten die Heinz-Erhardt-Experten auffahren: Luis Trenker.
In Szene gesetzt von Volkmar Staub ließ er den Tiroler mit Sprachstörung eine schräge Eloge auf den großen Schelm abfeiern.
Am Ende waren alle glücklich, ein restlos begeistertes Publikum und drei Akteure, die komödiantisch längst keine unbeschriebenen Blätter mehr sind. Folgerichtig konnte die Besetzung für eine Hommage an Heinz Erhardt nicht besser sein, dürfte ihnen doch die Auseinandersetzung mit der unerreichten Ulknudel und Scherzmaultasche nicht so schnell abhandenkommen.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher