Neuland haben die Macher der KuSch mit der 17. Ausgabe ihres Kleinkunstpreises „Schlumpeweck“ betreten. Erstmals wurde der traditionelle Wettbewerb an einem Abend entschieden. Sechs Künstlerinnen und Künstler hatten dabei 20 Minuten Zeit, die beiden Jurys und das Publikum von sich zu überzeugen. Am Ende gelang das Tom Dewulf am besten. Der Belgier gewann nicht nur den Publikumspreis, sondern auch den „KuSch Push Sonderpreis“, den eine Auswahl junger Mitglieder aus den verschiedenen Nachwuchs-Ensembles der KulturScheune vergab. Monsieur Momo war bei der aus Vertretern der Sponsoren (Sparkasse Dillenburg, Rittal Foundation und Stadtmarketing Herborn) gebildeten Jury vorne. Neben den vom Atelier Christoph Oester liebevoll gestalteten Sieger-Trophäen gab es jeweils 2500 Euro für die Gewinner von Jury- und Publikumspreis sowie 1500 Euro für den Sonderpreis.
An Moderator Alexander Merk war es, locker und launig durch den Abend zu führen, was dem Berliner Zauberer auch bestens gelang. Egal ob bei Kartentricks, magischen Tüchern oder einer Lampen-Birne, die am Ende doch keine war – Merk verblüffte das Publikum ein ums andere Mal.
Dass er keine Mühe hatte, das Stimmungs-Level hochzuhalten, lag auch an der Qualität der sechs Wettbewerbsteilnehmenden. Zum Auftakt legte Nils Heinrich die Messlatte gleich hoch, als er in seinem Beitrag durchspielte, wie sich ein Mensch fühlen muss, der nach 25 Jahren „Schlaf“ plötzlich in die heutige Zeit stolpert. Was ein bisschen nach „Goodbye Lenin“ klingt, brachte bei Heinrich die skurrilsten Dialoge hervor.
Monsieur Momo, staatlich geprüfter Clown mit Roncalli-Vergangenheit, hatte nur ein Wort für seinen Auftritt parat – ein augenzwinkerndes „Magic“. Wenn er mit einem Garderobenständer tanzt, auf einem Besen reitet oder über Flaschen läuft: Die Posie des Augenblicks, gepaart mit tatsächlichem Können amüsierte die Zuschauer und überzeugte letztlich auch die Jury.
Über ihren Alltag im Büro ließ sich Andrea Volk aus. Die Geschichten der Wahl-Kölnerin mit „Migrationshintergrund Duisburg“ stießen auf einen hohen Wiedererkennungswert beim Publikum – so gibt es vielerorts in Büros die sogenannte „Drachen-Doris“ und die Kaffeeküche, in der man mehr Informationen bekommt als in jedem Meeting.
Tom Dewulf ist Belgier, lebt aber schon seit Jahren in Deutschland. Dass es mit unterschiedlichen Sitten in den Nachbarländern aber nicht so ganz einfach ist, machte er in seinem Energie geladenen Set mehr als deutlich. Vom Lach-Yoga bis zur grundsätzlichen Aussage, dass das Leben mit Humor viel leichter ist, hatte der Wahl-Erfurter, der auch erfolgreicher Buchautor ist, das Publikum von Beginn an hinter sich und zudem auch die Nachwuchs-Jury, die ihm einstimmig (!) den Sonderpreis zuerkannte.
Bartuschka ist ein Gesamtkunstwerk aus Berlin, in der dortigen Kleinkunstszene eine feste Größe, aber in gängige Kleinkunst-Schubladen lässt sich die ganz in gelb gewandete Künstlerin nicht einordnen. Und so dauerte es etwas, bis sich auch das Herborner Publikum auf sie einlassen konnte und am Ende erstaunt war über die zielsichere Schnellzeichnung eines Kandidaten.
Letzter Wettbewerber war Max Beier, 32 Jahre junger Kabarettist aus München. Auch wenn sein Startplatz für seinen Aufmerksamkeit fordernden Auftritt am Ende eines langen Abends schwierig war, deutete er sein großes Potenzial mehr als nur an. Beziehungen sind ein Thema für ihn. Wenn man etwas nicht verstehe, müsse man Songs darüber schreiben, deshalb gebe es so viele Liebeslieder. Die Antwort auf alle Fragen sei nicht „42″ (Douglas Adams) oder „Bayern“ (Markus Söder), sondern die Liebe.
Die Macher der KuSch konnten am Ende ein positives Fazit zum neuen Konzept ziehen, das für ein gut gefülltes Haus, einen atmosphärisch dichten, wenn auch langen Abend und natürlich für „echte“ Schlumpewecks gesorgt hatte, die vor und nach der Show frisch gebacken serviert wurden.
(Fotos: Sabine Rühl, JMS, Gert Fabritius)