Im „Dreamland“ den Aliens begegnen?

Im „Dreamland“ den Aliens begegnen?

Reichlich überdreht ist die rasante B-Movie-Variante von William Shakespeares „Sommernachtstraum“, die das amerikanische Autorenteam Chris Miller und Nathan Tysen mit zeitgenössischem Musiktheater-Pop und den sanften Klängen der 50er-Jahre verbindet. Die Handlung, in die heutige Zeit verlegt, spielt auf dem geheimen US-Militärstützpunkt „Area 51“ – Codename „Dreamland“ in Nevada. „Dreamland“, so auch der Titel des Musicals, dient nun der „KuSch Company“ als Vorlage für ihre Version des Stückes, mit der die seit 2018 im Verein organisierte Gruppe ihr vielumjubeltes Erstlingswerk präsentiert.

Sowohl in technischer als auch in logistischer Hinsicht hat die „Kusch Company“ dabei nichts anbrennen lassen. Dank der straffen Regie und Choreografie von Svenja Bernsdorff und Christian Ziegler, sind die 27 Darsteller in spielerischer, tänzerischer und gesanglicher Hinsicht bestens disponiert. Unter der musikalischen Leitung von Lisa Thomas war die Synchronisation des Geschehens auf der Bühne mit der Musik, die aus dem Nachbargebäude übertragen wurde (dort spielte die eigens zusammengestellte Band live) reibungslos gewährleistet.

Um möglichst vielen Company-Mitgliedern die Chance zu geben, sich auf der Bühne zu präsentieren, wurden zwei verschiedene Casts gebildet, in den sich die Solo-Rollen abwechseln.

Verschwörungstheorien gedeihen auf der „Area 51“ prächtig. Schließlich ist das Gebiet berühmt für unglaubliche Vorgänge – wie die Landung außerirdischer Lebensformen. Nun aber soll der Militärstützpunkt in eine Familienattraktion verwandelt werden. Eine Gruppe von Schülern wird in die Anlage geschickt, um zu beweisen, dass sie ganz sicher ist und dort keine Aliens versteckt sind – wirklich keine?

So kollidieren in diesem herrlich überdrehten Musical geheimnisvolle Ereignisse mit Vertuschung und Liebe – und vor allem mit schrägem Humor. Shakespeares Feen werden zu auf der Erde gestrandeten Aliens, die unter den vier jungen, zielstrebigen Wissenschaftlern, Rebecca (Svenja Bernsdorff/Kristin Rupp), Aurora (Nele Kessler/Sophie Held), Eliot (Andreas Gerhard) und Randy (Marcel Navarro) für reichlich Verwirrung sorgen. Und schließlich ist da noch Schnyder (Yannick Bernsdorff), der Hausmeister der Anlage, der mit seiner kraftvollen Stimme für einen besonderen vokalen Glanz in diesem Musical sorgt.

Bei den Aliens schimmern die Vorlagen aus dem „Sommernachtstraum“ ebenfalls stark durch, wenn Titania (Sara Rosu/Lina Schawalder), Puck (Andrea Wegricht/Johanna Westbrock) und Oberon (Sebastian Koch/Domenic Navarro) versuchen, ihrer Gefangenschaft auf der Militärbasis zu entkommen. Mit Quinn (Theresa Jopp/Elena Ziegler), Scott (Katrin Gerhardt/Franziska Hofmann), Melissa Sims (Miriam Freitag/Kerstin Hauk), Direktorin Wilson (Susanne Schlabach/Sabine Stancke) und der Kamera-Assistentin (Vanessa Kranz/Gabriele Käser) sind weitere Doppelbesetzungen am Start. Annika Schmidt (Motte), Leonie Boller (Bohnenblüte/Senfsamen) sowie Sabine Rommerskrichen und Marion Schnaubelt (Aliens) sind ebenfalls Teil des Ensembles.

Zu dem gehören auch die Musiker mit David und Christian Schlepphorst (Keyboards), Kaspar Felix Käding (Gitarre), Björn Dapper (Schlagzeug), Sonja Wolz (Violine), Christian Kapper (Viola), Antonio Kapper (Cello) und Martin Hamann (Bass).

Soloauftritte wechseln sich mit Tanz und Gesang des „New Dawn“-Chors ab, die für zusätzliches Tempo in dem höchst kurzweiligen Stück sorgen, das letztlich auch für Humanität und Solidarität unter den Menschen und Völkern plädiert, auch wenn sie von fernen Sternen kommen. Am Ende kehren die Aliens mit der Hilfe der Schülergruppe nach Hause zurück. „Diese Welt soll mir gehören“, singt der Show-Chor. Und alle sind sich sicher, den Sternen näher gekommen zu sein, als sie es je zuvor geglaubt haben.

Mag auch manches albern, vielleicht ein wenig unverschämt erscheinen: Der Spaß, den die Akteure auf der Bühne und das Publikum im Saal hatten, macht alle Zweifel an der Aufführung obsolet. Mit „Dreamland“ hat die „KuSch Company“ eine erste und betörende Duftmarke in Sachen feinster Musical-Unterhaltung gesetzt.

Weitere Aufführungen von „Dreamland“ finden am Freitag, 4., und Samstag, 5. April, sowie am Freitag, 11., und Samstag, 12. April, jeweils um 19.30 Uhr statt. Am Sonntag, 6. April, geht das Musical ab 17 Uhr über die „KuSch“-Bühne.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher