Kleinkunst und Kulinarik in feinster Symbiose

Kleinkunst und Kulinarik in feinster Symbiose

Musik, Akrobatik, Comedy und außerdem Lukullisches für den Gaumen – in der Herborner „KulturScheune“ (KuSch) ist wieder in jeder Hinsicht ordentlich aufgetischt worden. Vor 20 Jahren hatte es erstmals die „Kultur und Kulinarisches“-Abende gegeben, damals mit den „Ehrlich Brothers“, die am Beginn ihrer Karriere standen.

Auch dieses Mal ließen die Abende mit ihrer Mischung aus Comedy, Akrobatik Musik und kulinarischen Köstlichkeiten – serviert vom benachbarten Steakhouse – keine Wünsche offen. Moderator Jens Ohle hielt mit seiner artistischen Comedyshow die Gäste in der „KuSch“ bis in die Nacht hinein kurzweilig auf Trab. Dazu gesellten sich die geballte Kraft, Dynamik und auftrumpfende Musikalität von „Tridiculous“ und sowie verblüffende Tanzakrobatik und Körperkunst mit dem Duo „Timeless“. Das alles zusammen garantierte erneut gelungene Abende in der „KulturScheune“.

Glitzernd war die Illumination, festlich eingedeckt waren die Tische, an denen in drei Gängen als Vorspeise ein Gewürzrotkohlsüppchen, als Hauptspeise geschmorte Ochsenbäckchen und als Dessert eine cremige Kakao-Bohne serviert wurden. So gut wie die Speisen mundeten, gefiel auch das Showprogramm, bei dem sich, der in Herborn bestens bekannte Jens Ohle mit seiner „Hamburger Schnauze“ in Szene setze. Vor, im und mit dem Publikum agierend, präsentierte er einen bunten Mix aus Komik und Varietékunst, in der er mit waghalsiger Leiterakrobatik, spektakulärer Zauberei, Hochradartistik und einigen Ball- und Keulenmanipulation das Publikum in Staunen versetzte.

Zwar fühle er sich nach eigenem Bekunden eigentlich schon zu alt „für den ganzen Quatsch“, doch wer noch mit drei Bowlingkugeln jonglieren kann, auf einer hohen Leiter Messer und Keulen schwingt, muss sich um seine artistische Beweglichkeit keine Gedanken machen.

Feinste Artistik bot auch Louisa Sophia Drgala, die mit Kraft, Ästhetik und tänzerischer Leichtigkeit die Zuschauer verzauberte. An einer horizontal freistehenden Stange, die fünf Meter in die Höhe ragte, zeigte sie ohne Sicherung mit schwereloser Leichtigkeit akrobatische und sinnliche Figuren. Wassili Urbach schien keinerlei Gelenke zu haben, seine Puppet-String-Nummer versetzte alle Besucher in Erstaunen. Wie auch die gemeinsame Tanzakrobatik der Beiden, die Sophia sogar auf High-Heels absolvierte.

Mit ihrer abwechslungsreichen Revue aus Musikalität, Artistik und Comedy trafen die drei smarten Typen von „Tridiculous“ den Nerv der Gäste, die die verrückten Einfälle mit enthusiastischem Beifall quittierten. Ob Breakdance, Pantomime, Slapstick, ob Beatbox oder Gesang, der in Tel-Aviv aufgewachsene Russe Semion Bazavlouk und die beiden Ukrainer Rosthyslav Hubaydulin sowie Ihor Yakymenko, die in der Berliner Breakdance-Szene zu Hause waren, ließen nichts anbrennen. Mit ungebremster Energie rockten und rollten sie solo, zu zweit oder zu dritt munter im Swing- und Soul-Rhythmus drauf los.

Von einem unbändigen Spieltrieb durchdrungen, war ihre rasante, spektakuläre, sprunggewaltige Show stets voller verblüffender Momente – mit Chuck Berrys Entengang von Rosthyslav, Ihor im Goldjäckchen an einer Tanzstange den sterbenden Schwan mimend oder Semion, der mit seinen Fingern die Plattenteller kreisen ließ. Und „Purple Rain“ als Schluss-Act – mit Akrobatik-Elementen durchsetzt – war der würdige Schlusspunkt der Show.

Alles in allem tolle und ungemein kurzweilige Abende.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher