Eine zeilose Musik-Legende

Eine zeilose Musik-Legende

Schlohweiß sind die langen Haare, faltenreich das Antlitz, bedächtig ist sein Auftreten. Mag auch ein Tony Carey in die Jahre gekommen sein, seine Ausstrahlung als Sänger, Gitarrist und Pianist hat darunter nicht gelitten. Bei seinem ersten Auftritt in Herborn, am Freitagabend in der Kulturscheune, zeigte sich die US-Legende, die seit vielen Jahren in Deutschland lebt, als äußerst agiler Performer. Zu hören waren unter anderem Hits wie „Room With A View“ und „A Fine, Fine Day“.

Zweieinhalb Stunden lang nahm Tony Carey sein Publikum mit auf eine Reise durch seine musikalischen Stationen, die von seiner Zeit als Keyboarder von Ritchie Blackmores Hardrock-Band Rainbow über seine erfolgreiche Solo-Karriere als Popstar bis hin zur Kooperation mit Peter Maffay reicht.

Daneben produzierte er auch Joe Cocker, Jennifer Rush oder David Knopfler. Carey, der Krankheiten getrotzt hat, zeigt sich als unermüdlicher Kämpfer für die Liebe und Leben in Frieden, die sich in Songs wie „The Wind“, oder „Lucky Us“ manifestieren. Für Tony Carey ist die Welt zu schön, als dass sie durch kriegerische Gewalt zerstört wird. Und so singt er mit bewegter Stimme in Johnny Boy“ über eine Mutter, die ihren Sohn in Afghanistan verloren hat. Du als er schließlich die ultimativen Antikriegs-Hymne „Where Have All The Flowers Gone“ vorträgt, leuchtet die Fackel der Hoffnung im der Kusch imaginär hell auf.

Entschleunigt sind Careys wehmütig-Songs und Balladen, in denen er über sehr persönliche Erlebnisse singt. Von seiner Kindheit in Kalifornien bis zur Rückkehr nach Hause, wie in „Fine, Fine Day“, reichen seine Lieder, die auch die amerikanische Geschichte streifen, wie in „No Man“s Land „und Storyville“. Die Fülle des musikalischen Materials entspricht der Fülle an Wissen und Erfahrungen, die Tony Carey in seinem Musikerleben gesammelt hat. Davon profitierten auch Kompositionen für diverse TV-Produktionen wie „Wilder Westen Inklusive“.

Zu keinem Moment ging dem Musiker und Geschichtenerzähler in Herborn die Puste aus. Bis zum Schluss fuhr der Troubadour mit kraftvoller Stimme über seinen „Blue Highway“. Man fühlte sich von der zeitlosen Präsenz eines irgendwie aus der Zeit gefallen Künstlers wahrhaft ergriffen..

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher