Eine Show der Superlative

Eine Show der Superlative

Erneut volles Haus in der Kulturscheune (Kusch) Herborn: Zur vierten Gala anlässlich 20 Jahre Kusch waren stolze 21 (!) gute Freunde und Freundinnen eingeladen, die nicht nur gratulierten, sondern auch ihre Kunstfertigkeiten präsentierten. Angekündigt von Ingo Oschmann, der schon lange Heimrecht in Herborn genießt, waren in Sachen Zauberei, Kabarett, Comedy und Musik absolute Hochkaräter am Start.

Lange währte die Show der Superlative, bei der alles stimmte, alles absolut stimmig war: Timing, Tempo und ein Moderator, der sich ganz in den Dienst der Künstlerinnen und Künstlern stellte. Erst um kurz vor Mitternacht endete die denkwürdige Show.

Das schräge sächsische Comedy-Duo „Zärtlichkeiten mit Freunden“ eröffnete den Abend mit einem Liebeslied für Solo-Gitarre, das zugleich auch Heimatgefühle wecken sollte. Und die vervollständigte Rico Rohs mit seiner skurrilen Familiengeschichte, mit der die Grobmusiker einfach mal die Niveau-Untergrenze abstecken wollten.

Die Lacher hatten sie dabei dennoch auf ihrer Seite, wie auch Carrington-Brown, die mit Cello und Gesang und einer brillanten Mischung aus Musik und British Comedy einen charmanten Grenzgang zwischen Klassik und Pop vollzogen, bei dem Freunde der italienischen Oper und der Walzerseligkeit voll auf ihre Kosten kamen.

Die Reisegruppe Ehrenfeld begab sich mit tänzerischer Leichtigkeit auf das glatte Parkett der Weltpolitik, lehrte mit Masken dem Politpersonal Mores. Getreu ihrem Motto: „Das Ziel ist auch nicht die Lösung.“

Ganz ohne Requisiten kam der Kabarettist und Comedian Stephan Bauer aus, der genüsslich über gesellschaftliche Verirrungen herzog. „Bei uns kann man sein Geschlecht frei wählen, aber nicht die Heizung.“

Der König der Wörter, Philipp Scharrenberg, bescherte dem Publikum intelligente Kunst zum Mitdenken, die in seinem Gedicht „Der Spinner aus dem world wide web“ kulminierte, wobei er die reale und virtuelle Welt in die der Insekten verlegte. Johannes Scherer zog über die eingebildeten Krankheiten seiner Oma her und machte sich so seine Gedanken über die Unverträglichkeit von Mückenstichen.

Andy Ost listete auf, was er zu seinen noch zu erwartenden runden Geburtstagen veranstalten müsste, wo es doch besser wäre, jeweils in einem Kloster zu sich selbst zu finden. Herr Niels zeigte, wie elastisch man mit seinem Körper umgehen kann, ohne sich dabei zu verrenken.

„Junge Junge!“ verdrehten mit ihrer Hut-Show den Zuschauern buchstäblich den Kopf, während sich Henni Nachtsheim über die Gestaltung seines Auftritts als Indiana Jones, eingerahmt von 284 aserbaidschanischen Tänzerinnen, so seine Gedanken machte. Bauchrednerin Murzarella ließ eine Kanalratte Heavy Metal röhren und schmetterte mit einem Kakadu und Frau Adelheid in schönstem Klassiktimbre Opernarien.

Jürgen Becker brach in seiner Rede eine Lanze für die Demokratie, die zurzeit mächtig unter Beschuss stehe, und Bernhard Hoëcker sinnierte über seine Kindheit und die der Kinder von heute, die sich mit „Lilifee“ und Co. auseinandersetzen müssten. Benno und Max überraschten mit spektakulärer Messerjonglage und dem furiosen Spiel mit fünf Diabolos.

Zu guter Letzt nahm Michl Müller die Ungereimtheiten, das Absurde und die Kuriositäten des Alltags aufs Korn und präsentierte dazu seinen hitverdächtigen Schlager „Du bist mei Ünnerhos“.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher