Völlig losgelöst und unbeschreiblich

Völlig losgelöst und unbeschreiblich

Wenn Artistisches auf dem Programm der Kulturscheune Herborn (Kusch) steht, strömen die Massen herbei. So auch am Freitagabend, als elf Absolventen der Staatliche Artistenschule Berlin eine außergewöhnliche und zeitgenössische Artistik-Show präsentierten. Die Absolvententour feiert zugleich ihr 20-jähriges Bestehen.

Unter dem Motto „The Mediation“ konnte man eine Show erleben, die voller artistischer Vielfalt, Magie, Emotionen und Inspiration steckte. Perfekt war die Choreografie, in der sich nahtlos die beeindruckenden artistischen Fähigkeiten der jungen Artisten einfügten. In einer Mischung aus meditativen und musikalischen Highlights entfalteten sich die beeindruckenden artistischen Fähigkeiten der Protagonisten zu einer einzigartigen Kombination aus traditionellem Zirkus und moderner Performance-Kunst.

Mehr als nur Hochseilakte, Tanztrapez, Diabolo-Kunst oder das Jonglieren mit sechs Kegeln standen auf dem Programm. Es bot eine spannende Reise, die von persönlichen Herausforderungen, von Mut, Stärke und Selbstfindung geprägt war. Gemeinsam zelebrierten die Künstler dem Publikum das Leben in all seiner Unterschiedlichkeit und feierten die Kraft der Gemeinschaft. Scheinbar schwerelos, den physikalischen Gesetzen trotzend, schwebten sie an Tüchern und Seilen in die Lüfte oder drehten auf der Bühne gewagte Pirouetten mit der Cyr Wheel.

Auch in verborgene Tiefen des Geistes drangen die Absolventen der Staatlichen Artistenschule ein. Das Publikum wurde dabei Zeuge, wie fesselnde Geschichten durch Bewegung erzählt wurden. Individuelle Zweifel und Herausforderungen wurden so überwunden und spornten zu körperlichen Höchstleistungen an. Die Kreativität und Leidenschaft der jungen Artisten begeisterte das Publikum.

Daria Rupp sorgte mit ihrer Hairhanging-Show für ungläubiges Staunen, weiß doch jeder, wie schmerzhaft es ist, wenn man an den Haaren gezogen wird. Rupp verzog keine Miene, als sie in die Höhe gezogen wurde und dabei mit grazilen Bewegungen ihrer Kreise zog. Walid Merhi war der Herrscher über ein halbes Dutzend Jonglagebälle, während Sören Geisler als Breakdancer mit Diabolo seine enorme Geschicklichkeit bewies.

Die Italienerin Cassandra Raineri drehte, eingehüllt in ein rotes Vertikaltuch, ihre Kreise bis unter die Bühnendecke und tanzte mit akrobatischer Präzision an einer Pole-Dance-Stange. Lynn Klee vermochte mit ihrer eleganten Tanztrapeznummer zu begeistern, und für romantische Luftakrobatik stand Carla Seitz mit ihrer kraftvollen und dynamischen Strapaten-Show. Eleanor Schulz zeigte am Chinesischen Mast, einer horizontal freistehenden Eisenstange, wie man mit Akrobatik Ästhetik und tänzerische Leichtigkeit unter einen Hut bringt.

Sarah Hofmann demonstrierte mit dem einem Rhönrad ähnelnden Cyr Wheel ihre absolute Körperbeherrschung. Clémence de Luca zeigte Virtuosität und Starke am Vertikalseil und brillierte mit Antonia Irrgang im Hand-to-Hand-Act. Und last but not least brachte der ukrainische Jongleur Markan Strotsiak einer Vielzahl von Bällen, Kegeln und Bällen das Fliegen bei.

In dieser Show war alles drin: Kunst, Akrobatik und emotionale Leidenschaft.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher