„Der nackte Wahnsinn“ regiert in der KuSch

„Der nackte Wahnsinn“ regiert in der KuSch

Im Vorjahr legten sie mit „Die zwölf Geschworenen“ eine der TOP-3-Produktionen in 20 Jahren KuSch hin. Diesmal sind es Tempo und Timing, mit denen die Youngsters der KulturScheune Herborn überzeugen wollen. „Der nackte Wahnsinn“ heißt ihr Stück, das am Freitag, 5. Juli, ab 20 Uhr Premiere hat. Übrigens: Im Foyer der KuSch kann man auch das EM-Viertelfinalspiel der DFB-Elf bis zum Ende verfolgen, das ja bereits um 18 Uhr beginnt.

Die Backstage-Komödie von Michael Frayn aus dem Jahr 1982 hat mittlerweile Kultstatus. Der wilde Bühnenritt ist eine Liebeserklärung an Theater und Publikum, denn hier wird gezeigt, was Theater sonst lieber verschweigt: die Geschehnisse hinter der Bühne. Die Mechanismen des Boulevardtheaters werden ebenso offengelegt wie die „Zerbrechlichkeit des Lebens“ und die zwischenmenschlichen Spannungen innerhalb (je)des Ensembles. Frayns Farce lebt vom Versuch der Spieler, auf der Bühne eine Ordnung aufrechterhalten zu wollen, während in ihrem privaten Leben das totale Chaos ausbricht.

Chaos pur: Das Theaterensemble steht mit einer ganz und gar albernen Farce kurz vor der Premiere, in der unter anderem der Angestellte eines Immobilienmaklers, die Steuerfahndung, ein Teller Sardinen, eine Flugtasche und ein arabischer Scheich große, aber undurchsichtige Rollen spielen. Nichts klappt.

Der Regisseur ist mit den Nerven am Ende, die Mitwirkenden versagen. Haben sich die Schauspieler gegen den Regisseur verschworen? Die Probenzeit für den Tür-auf-Tür-zu-Reigen war zu kurz, die Nerven liegen blank. Wenn auf der Bühne schiefgeht, was nur schiefgehen kann, man die Souffleuse hört, die Scheinwerfer aus- oder von der Decke fallen und der Vorhang einfach nicht aufgehen will, wird es interessant.

Was für die Beteiligten ein nicht enden wollender Albtraum ist, wird für das Publikum zum schwungvollen und anarchischen Komödienchaos. In drei Varianten erlebt man den ersten Akt des Stückes im Stück: Zunächst die Generalprobe, anschließend eine Vorstellung, bei der man den mittlerweile komplett zerstrittenen Darstellern auf der Hinterbühne zuschaut und endlich eine desolate, dafür aber umso komischere 120. Vorstellung, als die Inszenierung endgültig auf den Hund gekommen ist.

„Der nackte Wahnsinn“ ist eine der meistgespielten Komödien an deutschen Theatern und war bereits 2009, seinerzeit als Inszenierung des Ensembles 16plus, in Herborn zu sehen. Diesmal haben sich Anna-Julia Cunz und David Löll mit den Youngsters der Herausforderung gestellt, die neben Tempo und Timing vor allem im Bühnenbild besteht. Das nämlich muss ebenso monumental wie trickreich gestaltet werden, eine Aufgabe, die dem Ensemble einiges abverlangt hat.

Zu sehen ist der Test für die Lachmuskeln neben der Premiere am 5. Juli noch am Samstag, 6. Juli sowie am 10., 12. Und 13. Juli – jeweils ab 20 Uhr. Tickets sind ab 14 Euro (erm. 9 Euro) bei Tafelski Augenoptik, im Reisebüro Herborn sowie unter www.kusch-herborn.de erhältlich.