Ein Menü aus Musik, Comedy und Akrobatik

Ein Menü aus Musik, Comedy und Akrobatik

Bei „Kultur und Kulinarisches“ in der Kusch in Herborn ist den Gästen ordentlich aufgetischt worden. Zu den Köstlichkeiten aus dem benachbarten Steakhouse gab es auf der Bühne ein Menü aus Musik, Comedy, Pantomime, Slapstick und Luftakrobatik, serviert von Karl-Heinz Helmschrot, Dr. Pop, Sammy Tavalis und Bianca Capri. Das Programm ließ in puncto Witz, Originalität und Körperbeherrschung keine Wünsche offen.

Die Phasen des Lachens in Zeitlupe erleben

Das Menü – im Hauptgang bestehend aus geschmortem Rinderschaufelstück auf Süßkartoffeln mit gebratenem Spitzkohl – regte die Magensäfte an, während das Geschehen auf der Bühne dazu angetan war, die Lachmuskeln zu kitzeln und sich von den ungeahnten Winkeln der Unterhaltung verzaubern zu lassen. Mit einer „Ovations-Orchesterprobe“ stimmte der Moderator und Kleinkunst-Tausendsassa Karl-Heinz Helmschrot das Publikum ein, der sein munteres Treiben mit einer Ode an die mitgenommenen Männer eröffnete, die an den beiden Abenden die Minderheit bildeten.

In Mimik und Gestik erwies er sich bei seinem Tun als Meister der Körpersprache. Ein Brüller war sein Stimmbildungsunterricht mit dem Wortschatz von Shakespeare, dem er mittels Tischtennisbällen den passenden Schliff gab. Die Phasen des Lachens demonstrierte Helmschrot im Zeitlupentempo. Und mit seiner Gitarrenkunst nahm er es locker mit den Großen der Zunft auf, auch wenn er bei seinem Flamenco schon mal die Finger in den Saiten verklemmte. Schließlich kam auch hier seine Komik nicht zu kurz. Olé!

Dr. Pop macht den Zappelphilipp

Schlumpeweck-Gewinner Dr. Pop weiß, wie man bekannte Songs aus den Sparten Pop, Rock oder Gangster-Rap inhaltlich und musikalisch so seziert, dass man letztlich erkennen muss: Eigentlich alles nur geklaut. Am Keyboard-Klassiker, dem Roland D 56, am Klavier oder mittels Samples nahm der Medienwissenschaftler Hits von Pedro Lombardi und Ed Sheeran auseinander, fackelte diverse Klassiker der 1980er ab und nölte Udo Lindenbergs „Komet“ ins Mikrofon.

Dass diverse Rapper keine kulturbeflissenen Reim-Akrobaten sind, belegte er anhand kruder Textzeilen wie: „Ich bin Dichter wie van Gogh“ oder „Ich fahre mein Tesla nur mit Benzin“. Dr. Pop machte den Zappelphilipp, tanzte und sang sich mit Verve und Elan durch die Musikgenres und traf dabei den Nerv des Publikums, die seine hitverdächtige Show stürmisch beklatschten.

Ein echter Knaller war die Show von Sammy Tavalis, der sich seine Musikinstrumente aus Alltagsgegenständen zusammenbaut, um damit mehr als nur schräge Töne zu erzeugen. Sein modifiziertes Daumenkino spielte er mit allen Fingern, und mit seiner Beatbox gab er der „Moritat von Mäckie Messer“ neuen Biss. In nur zwei Minuten formte er aus drei Luftballons einen Kontrabass, und in seiner maskulinen Ganzkörper-Percussion-Nummer „Brazil“ verwandelte er sich in einen Samba-König. Für nichts war sich der Stand-up-Comedian, Pantomime und Slapstick-Zampano zu schade, um in die Rolle eines Fakir-Babys zu schlüpfen oder als Roboter über die Bühne zu zuckeln.

Abgerundet wurde das Programm durch Bianca Capris einzigartige Luftakrobatik-Nummer. Am Vertikalseil vollführte sie durch verschiedene Handschlaufen völlig neue Variationen und Kombinationen. Schwindelerregend waren ihre Pirouetten, anmutig ihre mit scheinbarer Leichtigkeit gezeigten schwierigen Elemente der Artistik.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher