Weltrettung im „Strunzenöd“-Style

Weltrettung im „Strunzenöd“-Style

Der Bayer Michael Altinger, der jetzt zum vierten Mal der Herborner „KultuScheune“ (KuSch) seine Aufwartung machte, ist ein demagogischer Soziopath – oder tatsächlich Diplomsozialpädagoge. Egal. Mit „Lichtblick“, dem letzten Teil seiner Trilogie, ist er angetreten, den Deppen Mores zu lehren und für die Guten die Welt zu retten. Seine Welt ist die Gemeinde Strunzenöd, geführt von Bürgermeister Helmut Lux, auf den er Gedichte macht und über den er Lieder singt.

Begleitet von dem in allen Stilrichtungen versierten Gitarristen Andreas Rother, ist Michael Altinger musikalisch am Puls der Zeit – aber auch digital, wenngleich er das analoge Dasein mehr schätzt: „Ich benutze E-Mail. Man darf sich ja den modernen Errungenschaften nicht verschließen“, bekennt der mit wilder Mimik und schnellen Sprüchen agierende Kabarettist, der uns auf eine schwierige Zukunft einstimmt, die man durch eine möglichst lange Gegenwart noch etwas hinauszögern sollte.

Michael Altinger stemmt sich gegen die Genderitis, regt sich über junge Deppen auf („weil’s Spaß macht“) und wettert gegen die allgemeine Verlogenheit unserer Gesellschaft. Da reist er schon gerne mal in die Vergangenheit, um so dem körperlichen Verfall wenigstens mental etwas entgegenzusetzen. Altinger macht Urlaub in seiner Kindheit und freut sich, von seiner Mutter wieder richtig umsorgt zu werden: „Bub, hast du heut‘ schon was Vernünftiges gegessen?“

Über Wissen, das man nicht googlen kann („Sind Rosinenesser klüger als Tomatenverzehrer?“), über ein Tempolimit, weil wir freiwillig keine 130 auf der Autobahn fahren würden, oder den Abflug zu den Sternen lässt sich der stets von Spitz auf Knopf kommende Kabarettist aus, der dabei sich, seinem Gitarristen und dem Publikum keine Verschnaufpause gönnt. Er singt über die Vergänglichkeit der Liebe, über die Chancen, die man ergreift, um sie dann glorreich zu vergeigen.

Wenigstens weiß sich Altinger abseits von Klimarettern und Veganern in Strunzenöd gut aufgehoben. Hier hat er gute Freunde und eine tatkräftigen Bürgermeister, auf den er analoge Reime schmiedet: „So groß das Herz, so hell der Mut/Wie gut uns doch der Helmut tut“. Helmut Lux ist eine echte Führungspersönlichkeit. Den Protest gegen den Bau eine Raketenrampe im Wasserschutzgebiet erstickt er einfach mit einem perfekt organisierten Fest – egal, ob Frühling, Sommer oder Herbst.

Auch wenn sich Michael Altinger“ schon mal im Gestrüpp seiner „Lichtblicke“ verirrte, bleibt doch die Erkenntnis, sich zwei Stunden lang gut amüsiert zu haben.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher