Stefan Waghubinger

Melancholisch, philosophisch, geistreich – man könnte einige Adjektive versammeln, um das, WAS und die Art WIE er auf der Bühner sagt bzw. auftritt zu beschreiben. Seine Emotionen kommen eher unaufgeregt daher, dafür sind die Gedankenstränge, die er formuliert, manchmal so wirr, dass man sich wundert, wie sie am Ende doch wieder perfekt ordnen und zusammensetzen kann. Formulier- und Fabulierkunst geben sich bei ihm die Klinke in die Hand, wobei Zynismus und Warmherzigkeit niemals ein Widerspruch sind. Schwarzer Humor statt Schenkelklopfer, Alltagsbeobachtungen mit gesellschaftspolitischen Spitzen garniert – all das macht ihn auf der Bühne aus und zu etwas ganz Besonderem in der deutschen Kleinkunstszene. Und aus diesem Grund geht ein Jurypreis des 16. Herborner Schlumpeweck völlig zurecht an Stefan Waghubinger.

Der Tod

Frech, respektlos, rabenschwarz: Wer „Hein Schnitter“ (so eines seiner selbstgewählten Pseudonyme) zur Bühnenfigur macht, der weiß genau, dass das Thema eine sensible Thematik ist, über die nicht jeder lachen kann. Hypnotisierende Hände, hohe Stimme und morbide Pointen mit Charme – man kann sich der Gestalt mit der Kutte kaum entziehen. Mit einer multimedialen Mischung aus Comedy und eingestreuten gesellschaftspolitischen Treffern beweist die Figur, dass man auch als eigentlich letzte Instanz noch tagesaktuelle Themen einbauen kann. Und wenn man denkt, der Overflow ist zu groß, dann einfach mal „die Luft (aus der Plastiksense) rauslassen“. Wer diesen Mut zur bewussten Entschleunigung auf der Bühne hat und es einfach mal durchzieht, der ist schon etwas Besonderes. Und deshalb geht ein weiterer Jurypreis des 16. Herborner Schlumpeweck ebenfalls hoch verdient an Hein Schnitter, äh natürlich „Der Tod“.

Sascha Vogel

Wie stellen sich Filmemacher das Standardexemplar eines Physikers vor? Welche höchst unwahrscheinlich scheinenden Filmszene könnte sich so ähnlich tatsächlich ereignen? Und wo hat Hollywood der künstlerischen Freiheit wegen mal wieder absoluten Blödsinn verzapft? All diesen Fragen geht er auf den Grund. Und zwar höchst unterhaltsam und nicht theoretisierend, wie man das aufgrund seines Studiums meinen könnte. Man fühlt sich gelegentlich wie in einem Hörsaal, allerdings mit einem deutlich cooleren Professor wie man ihn sonst an der Uni finden würde. Er ist Wissenschaftler, brennt durchaus für „sein“ Fach und hat durch seine Bühnenpräsenz ein ganz spezielles Vehikel gefunden, um für das Interesse an der Physik allgemein und den akademischen Nachwuchs im Besonderen zu werben. Und so eilt er auf unterhaltsame Art und Weise durch die Filmgeschichte und gibt allen Ratschläge, die sich ernsthaft der Herausforderung eines kreativen Physikstudiums stellen möchten. Doch merke: „In dem Moment, wo ihr wisst, was ihr tut: Hört sofort auf damit!“ Das hat er offensichtlich nicht und so geht ein Jurypreis des 16. Herborner Schlumpeweck an Sascha Vogel.

JUNGE, JUNGE!

Bei ihnen wird man einfach zauberhaft ausgetrickst. Oder um es in ihren eigenen Worten zu sagen: Ihr Ziel ist „Freude schenken und Staunen vermitteln“. Und das gelingt ihnen seit nunmehr knapp drei Jahrzehnten auf vorzüglichste Art und Weise. Was diese beiden Typen so alles mit unbeschwerter und dabei sinnverwirrender Beiläufigkeit vor aller Augen hinzaubern, ist phänomenal und wirft mehr als einmal die Frage auf, ob man hier wirklich seinen Augen trauen darf. „Magie“, so hat es einmal ein schlauer Mensch formuliert, „ist Vorstellung mal Wille minus Zweifel“. Verblüffend, unglaublich, phänomenal – das ist es, was die Kunstfertigkeit dieses Duos umschreibt. Sie zaubern mit spielerischer Leichtigkeit den Alltagstrott weg, sind Weltmeister, haben alle großen Theater und Varietés der Welt – von Las Vegas bis Paris – bespielt und gesehen und jetzt haben sie auch das Publikum in Herborn verzaubert. Und das konnte nicht anders als ihnen den Publikumspreis des 16. Herborner Schlumpeweck zuzuerkennen. Herzlichen Glückwunsch an Gernot und Wolfram Bohnenberger, alias JUNGE, JUNGE!