Schmutziges Gerede mit Augenzwinkern

Schmutziges Gerede mit Augenzwinkern
Comedy stand an Tag fünf des KulturzAUbers an der KuSch auf dem Programm. Lisa Feller, seit 2011 feste Freundin des Hauses, gastierte bei dem Open-Air-Event mit ihrem neuen Programm „Dirty Talk“. Der alltägliche Wahnsinn zwischen Wursttheke, Mutter- und Singledasein bot dabei genügend Stoff für kurzweilige 90 Minuten, die beim größtenteils weiblichen Publikum für große Erheiterung und bei dem ein oder anderen „mitgebrachten“ Mann immerhin für ein ordentliches Schmunzeln sorgten. 

Egal ob bei der mehr als plastischen Beschreibung des ersten Kusses oder wenn es um Erlebnisse im Supermarkt oder der Waschstraße ging: Reichlich missverständlich „getalked“ wird immer. Und die (schmutzigen) Liebesphantasien deutscher Spitzenpolitiker möchte man einfach nicht als Bilder im Kopf haben. Lisa Feller spannte den Bogen vom Großen und Ganzen und den wichtigen Erkenntnissen des Abends („Kein Netz bedeutet doch sicher, dass mein persönlicher Social-Media-Mitarbeiter im Silicon Valley gerade mal auf dem Klo ist“) bis hin zu den Erlebnissen mit den (fiktiven) Nachbarn Gisela und Karl-Heinz.

Grundsätzlich ist klar: Schmutziges Gerede hat gerade Hochkonjunktur – und da nimmt sich die alleinerziehende Mutter von zwei pubertierenden Jungs natürlich auch nichts aus. Wie so oft in ihren Programmen ist es die persönliche Ausgangssituation im Spagat zwischen Hausaufgaben, nachhaltiger Erziehung und den Wünschen nach einer Beziehung bzw. einer knisternden Affäre, die Lisa Feller auf die Dinge blicken lässt. Doch die wirklich große Frage, ob denn „Dirty Talk“ die Sahne auf dem Kuchen der Begierde ist oder bereits die Gräte im Hals des Würgereflexes – die kann auch sie nicht beantworten. Muss sie auch nicht, denn die Wahl-Münsteranerin, die auch umtriebige Podcasterin ist, schafft es alleine durch das Andeuten und Ansprechen der seltsamsten Situationen ihr Publikum mitzunehmen und zu begeistern.

Und das gelang auch in Herborn wieder vortrefflich, wie nicht zuletzt die lange Schlange am Autogramm- und Selfie-Tisch nach der Show wieder unter Beweis stellte.

(Text+Fotos: JMS)