Eine Hammer-Show, die begeistert

Eine Hammer-Show, die begeistert

Alle drei Vorstellungen ausverkauft: Auch die 15. Auflage von „KuSch goes Varieté“, die am Wochenende in der Herborner Au über die Bühne gegangen ist, hat sich einmal mehr als ein vom Publikum begeistert aufgenommenes Programmformat erwiesen. Die von dem artistischen Komödianten Jens Ohle vorgestellten Acts demonstrierten, wie breit das Spektrum halsbrecherischer Akrobatik, außergewöhnlicher Jonglage-Kunst und schräger Comedy ist. Die Ukrainerin Marina Skulditskaya ließ die Vision von schwereloser Akrobatik entstehen, Bauchredner Tim Becker entlockte seinen Puppen unterschiedliche Charaktere, Gentleman-Jongleur Jeton ließ Gegenstände auf seinem Kopf tanzen und TJ Wheels bot jonglierend und balancierend auf Rollschuhen eine atemberaubende Halfpipe-Show.

In der Herborner „KuSch“ stellte sich Jens Ohle als Überbrückungsnummer für die anderen Shows vor. Dabei zeigte er weit mehr, als das Publikum nur mit schrägen Späßen und herrlich unverschämter Anmache auf die Schippe zu nehmen. Eigentlich sei er schon zu alt für artistische Verrenkungen, bemerkte er. Dennoch erklomm er eine hohe Leiter oder ein Hochrad, um – assistiert von hilfreichen Händen aus dem Publikum – in halsbrecherischer Manier mit Bällen, Bowlingkugeln, Kegeln, Fackeln und Schwertern zu jonglieren.

Charmant war Marina Skulditskaya, die in ihrer Handstand-Show „Butterfly“ mit akrobatischen Figuren die Eleganz eines vom Wind getragenen Schmetterlings widerspiegelte. Der eigens dafür angefertigte Tisch erzeugte durch integrierte Ventilatoren einen einzigartigen Windeffekt, der eine Vision von atemberaubender Schwerelosigkeit bot. In ihrer Hula-Hoop-Show „Sunny“ ließ sie mehrere Reifen schwungvoll um die verschiedensten Körperteile wie Arm, Bein, Taille oder Haardutt kreisen.

Nicht zum ersten Mal in der „KuSch“ zu Gast war Tim Becker, der in seiner Comedyshow mit Witz und Niveau allerlei kuriose Gestalten wie einen schwer verdaulichen Donut, einen zugedröhnten Althippie („Ich will lieber Gras rauchen als Heu schnupfen“) oder ein chronisch schlecht gelauntes Kaninchen auffuhr. Für den Bauchredner war es eine wunderbare Gelegenheit, die Figuren mit ihren Spleens und Verrücktheiten zu konfrontieren. Dabei wurde man gewahr, dass er nicht nur mit vielen Stimmen sprach, sondern auch mächtig viel im Kopf hat.

Der Unterhaltungskunst der goldenen 1920er-Jahre fühlt sich der Gentleman-Jongleur Jeton verpflichtet, der es nonchalant mit den Accessoires der vornehmen Welt aufnimmt. So ließ er bei seinem Auftritt einen großen Wandspiegel durch die Lüfte wirbeln und versetzte die begeisterte Zuschauerschar mit seiner unverwechselbaren Balance-Kunst mit Billardqueues in Staunen. Und dass er mehrere Kaffeetassen und Untersetzer mit Fußtritten bruchfrei auf den Kopf bugsierte, setzte seiner Show buchstäblich die Krone auf.

Der Leipziger Varieté-Star TJ Wheels zeigte eine mitreißende, in höchstem Maße unterhaltsame und außerdem erfrischend andere Show. Auf Rollschuhen fuhr er, mit Reifen und Kegeln jonglierend, auf seiner Bühnen-Halfpipe hoch, runter, hin und her und zeigte dabei, wie man dank absoluter Körperbeherrschung nie aus dem Tritt kommt. Bei seinen waghalsigen Balance-Nummern geriet man schon vom bloßen Zusehen ins Schwitzen.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher