Rockender Charmeur mit viel Humor

Rockender Charmeur mit viel Humor
Man muss Andy Ost einfach mögen. Mit seiner Show über das Glück, die Liebe und die Fähigkeit, sich nicht unterkriegen zu lassen, begeisterte der Sänger, Songwriter und Entertainer am Donnerstagabend das Publikum in der Kulturscheune. Begleitet von seiner exzellent aufspielenden Band nebst Backgroundsängerin legte er ein kraftvoll und mitreißend klingendes Programm vor, das begeisternden Rock/Pop mit starke Texten bot, die charmant, ehrlich und stets emotional waren.
Der gebürtige Hanauer ließ mit seiner Melange aus verschmitzter Komik und seinen deutschsprachigen Songs nichts anbrennen. Bei seiner Achterbahnfahrt der Gefühle mussten sich selbst Lady Gaga und Eros Ramazzotti einer Neubewertung ihrer Songwriterkunst unterziehen.
Andy Ost liefert sich in seinem neuen Programm „Ost in Translation“ einen retrospektiven Schlagabtausch mit sich selbst und seinem Inneren. „Bleib bitte, wer du bist“, singt er gleich zu Beginn seiner über zweistündigen Revue durch eine Welt, die immer schwieriger geworden ist. „Wie kann man sich in einem indischen Kloster selbst finden, wenn man sich in der Wetterau verliert?“, lässt sich der hessische Tausendsassa bei seiner Suche nach dem Sinn des Lebens vernehmen. Und er wird fündig: Man müsse für alles nur den passenden Deckel finden. „Sagt deine Frau, du schnarchst, such dir eine, die schwerhörig ist.“
Mit klassischen Hits und Eigenkompositionen geht der Bub vom Land mutig alle Probleme an. „Ich kann nichts wegschieben“, singt er aus voller Kehle und bekennt, dass nicht jeder Weg auch ein Ziel haben muss: „Wer kein Ziel hat, muss auch nicht schneller gehen.“ In Andy Ost wohnt ein kleiner Philosoph, der mit seinen Liedern glatt den Seelenklempner ersetzt. Voller Optimismus bekennt er „Ich bin am Leben“, und das Publikum klatscht zum Rhythmus der pfiffigen Akkordeon-Melodie eifrig mit.
Weißwein und Damensattel
Andy, der Genussmensch, feiert die Ess-und Trinkkultur mit unglaublich schrägen Wortklaubereien, wenn er den Geschmack eines Weißweins mit einem Hauch von Damensattel nach einem scharfen Ritt bewertet. Und wenn er ohne Verhaspler die Wegbeschreibung durch Marseilles Gassennamen rasant herunterrasselt, die zu einem Weinlokal führen, das leider geschlossen hat – dann wird einem auch ohne Suff ganz schwindlig.
„Sag, dass du dich lebst“, fordert Andy Ost seine Zuhörer auf, sich selbst zu finden und nimmt sie mit in ein noch von Erwartungen geprägtes Dasein: Einmal tauchen mit dem weißen Hai oder Traumschiffkapitän werden. Das Leben ist eine Wundertüte und der Frauenversteher, chaotische Lebemann und kindliche Poet hat das Ticket, um im richtigen Moment zuzugreifen oder einfach auch mal loszulassen. Das Ganze fügt sich im Laufe des Abends zu einem gelungenen Unterhaltungs-Cocktail.
Wenn er zur Melodie eines Lady-Gaga-Hits den Eros Ramazzotti gibt und Osbournes „not hessischen Akzent“ auf Traumtour schickt, bleibt kein Auge trocken und fast kein Problem ungelöst. Über seine nobelpreiswürdige Rezension einer Grillfibel findet der Künstler noch Gelegenheit, seine Vergangenheit zu streifen und einen Blick in die Zukunft zu wagen. „Ne gute Zeit“ will er haben. Und er sucht einen neuen Weg im Leben, ohne Hass und Gewalt. Andy Ost will schlaflos durchs Leben tanzen.
Wer den rockenden Charmeur und Humorarbeiter in der KuSch erlebt hat, kommt nicht umhin, Danke zu sagen für einen wundervollen Abend.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher