Der Reiz des Unbekannten

Der Reiz des Unbekannten

Es war ein kleines Jubiläum, das Lisa Thomas und Nico Benner am Wochenende in der KuSch feiern konnten: Denn das musikalische Duo brachte – gemeinsam mit zahlreichen „friends“ – sein mittlerweile zehntes musikalisches Programm auf die Bühne der KulturScheune.
Das alleine wäre schon Grund für ein kleines Jubiläum gewesen, beim Auftritt am Samstag gab es dann richtig Grund zu feiern, denn: Die KulturScheune feierte just an diesem Tag ihren 18. Geburtstag und das Haus hätte sich kaum bessere musikalische Gratulanten aussuchen können.
Wie immer hatten Lisa & Nico einige Überraschungen im Gepäck. Die größte war sicherlich eine ganz besondere Premiere, denn Lisa Thomas hat es getan! Mit „Eigentlich“ präsentierte sie dem begeisterten Publikum ihren ersten selbst geschriebenen Song. Die nachdenkliche Klavier-Ballade begeisterte, überraschte und rührte die Besucher zugleich.
„Lisa, Nico & friends“ heißt das Projekt, das seit 2015 in jetzt insgesamt 16 Veranstaltungen über 3000 Besucher in die KuSch gelockt hat. Bis 2018 als Benefiz-Event für den Verein Aguablanca umgesetzt, hat sich die Show längst weiterentwickelt. Seit 2021 gibt es auch eine Band-Variante, bei der Lisa & Nico verstärkt in die Welt des Pop und Rock abtauchen können.
Diesmal hatte Nicolai Benner, musikalisches Mastermind hinter dem Projekt, 27 Songs ausgewählt und arrangiert, die insgesamt mit stolzen 20 Musikern und Sängern umgesetzt wurden. Dabei hatte der Wahl-Mainzer zwar viele Musical-Songs im Gepäck, doch diese, wie auch manche der zu Gehör gebrachten Rock- und Popsongs, gehörten eher zur Kategorie „selten gehört“.
Wiederholungen im Programm sind dabei eher selten, aber es gibt Ausnahmen, denn Bonnie Tylers „Total eclipse of the heart“ gehört einfach zu einem Lisa-und-Nico-Programm dazu. Und auch eine Bodo-Wartke-Nummer (diesmal der „PCDenzfall“) muss immer sein. Dazwischen jedoch machten Band und Chor bzw. zusätzliche Solisten Ausflüge zu den Musicals „Tarzan“ („Auf einmal“), „Wicked“ („For Good“) und „We will rock you“ („Hammer to fall“) oder ließen von bekannten Künstlern weniger bekannte Songs erklingen. Das war bereits zum Auftakt so, als der Abend mit Earth Wind & Fires „In the stone“ schwungvoll begann und setzte sich mit Elton Johns „Burn down the mission“ ebenso fort wie bei „Der Mann ist das Problem“ von Udo Jürgens, das Nico Benner wie immer stilecht im weißen Bademantel präsentierte.
Und als Billy Joels „Piano Man“ kurz vor der Pause mit Akkordeon, Mundharmonika sowie im gesanglichen Wechselspiel von Nico Benner und Yannick Bernsdorff erklang, war sicherlich einer der Programmhöhepunkte perfekt. Und auch er trug zur Gänsehautstimmung im Herborner Kleinkunsttempel bei über 120 Minuten Programm maßgeblich bei. Manchmal sparsam instrumentiert, manchmal mit geballtem Sound das Trommelfell durchpustend, die Bandbreite der Abende war vielseitig.
Für Lisa Thomas und Nico Benner sind und bleiben die Konzerte in der Heimat speziell. Nicht nur wegen der fast schon obligatorischen stehenden Ovationen am Ende, sondern wegen der von Beginn an erwartungsfroh-guten Stimmung.
Dass es beim finalen Zugabe-Song „Old Time Rock and Roll“ dann wirklich niemanden mehr auf den Sitzen hielt und die meisten Besucher singend und tanzend den Weg ins Freie nahmen, verdeutlichte einmal mehr die Kraft der Musik, die man sich beim Blick auf die aktuelle Weltgeschichte sicherlich verstärkt wünschen würde.

 

 

Gert Fabritius

Jörg Michael Simmer