Es war die größte und längste Veranstaltung, die die Herborner „KulturScheune“ bisher gesehen hat: Auch wenn keine überregionalen Künstler am Solidaritätskonzert für die Ukraine teilnahmen, war es doch eine große Benefiz-Gala, die am Sonntagnachmittag mit Künstlern aus der Region dort über die Bühne gegangen ist.
Musiker, Theatermacher und viele andere mehr stellten sich in den Dienst der guten Sache. „Wir müssen da unbedingt etwas machen!“, so lautete das Credo der Macher und Betreiber der „KulturScheune. Die Idee stieß auf große Zustimmung, und so konnte der Wetzlarer Entertainer Frank Mignon als Moderator der Gala eine illustre Gästeschar im Saal begrüßen, die ihren Teil dazu beitrug, dass der Erlös für Ukraine-Hilfsprojekt, das das Johanneum-Gymnasium zusammen mit seiner Partnerschule in Herborns polnischer Partnerstadt Ilawa gestartet hat, üppig ausfiel.
17 Jahre jung ist der vor den Angriffen russischer Soldaten aus Odessa am Schwarzen Meer geflüchtete Danylo Dronov, der die vierstündige Manifestation gegen den Krieg und den Terror in seinem Heimatland mit klassischer Gitarrenkunst eröffnete. Stimmungsvoll war seine Version der brasilianischen Choro „Tico Tico“, der sich das gesprochene Wort durch die „KuSch“-Theatergruppe anschloss. Die hatte Shakespeares mörderisches Drama „Macbeth“ kurzerhand in die Gegenwart verlegt, wo gleichfalls ein skrupelloser Psychopath sein Unwesen treibt.
Auch in den Blues- und Folk-Songs, von Altmeister Öli Müller und seinem Duo-Partner Peter Schneider auf die Saiten gelegt, wurde ebenso der Bezug zur Ukraine gezogen. Mit Sheryl Crows „Long Road Home“, im Verbund mit Sängerin Jördis Tielsch aus Sinn angestimmt, verwies man auf das Schicksal der Flüchtlinge.
Dass beispielsweise Menschen mit Downsyndrom eines besonderen Schutzes bedürfen, daran appellierten Sascha Kirchhoff und Livia Warch in ihren eindringlichen Texten. Beide Poetry-Slammer, die sich in ihren Berufen der Betreuung und Pflege von Menschen mit Behinderung widmen, zeigten, wie wichtig es ist, seine Stimme gegen menschenverachtende Systeme zu erheben – und nicht etwa gegen die Menschen, die in diesen leben.
„Lasst uns wach bleiben“, verkündete Frank Mignon, der mit kleinen Gedichten und Alltagsgeschichten durch das am Ende vier Stunden dauernde Programm führte. Und hellwach war Johannes Monno, der mit seinen Stücken in die Welt der Klassik-Gitarre einstieg, die ihren Aufstieg in Spanien hatte.
Ganz anders ging es beim Wetzlarer Travestie-Duo „Belle Travue“ zu, das mit einer Schlager-Revue das Publikum in Partylaune versetzte, sexy Kostüme und laszive Sprüche inklusive. Würden sie bei Wladimir Putin so einen Auftritt hinlegen wollen, hätten sie wohl nichts zu lachen.
Ruhiger und sanfter ging es bei Gitarrist Christian „Ecki“ Eckstein zu, der unter anderem den „Men At Work“-Hit „Down Under“ zutage förderte. Nicht minder von der Muse geküsst waren Pianist Nico Benner und Sängerin Lisa Thomas, die für eine bessere Welt wie in Michael Jacksons „Heal The World“ in vokale Höhen vordrangen. Die Dillenburger Laienspieltruppe „Dellerlecker“, die erstmals auf der Kulturbühne der Nachbarstadt auftrat, gab eine Szene aus der Tragikomödie „Lügen und andere Wahrheiten“ zum Besten.
Mit Zaubertricks und der Puccini-Arie „Nessun Dorma“ brillierte und verblüffte der Musical-Darsteller Yannick Bernsdorff, und Jördis Tielsch und Peter Schneider sangen und spielten eingängige Pop-Balladen. Abgerundet wurde das Programm von Frank Mignon am Keyboard und Sängerin Anita Vidovic, die mit drei Titeln, darunter „Bésame mucho“, eine Gala beendeten, die für alle Beteiligten und Besucher wohl noch lange in Erinnerung bleiben dürfte.
Bisher seien mindestens 10 000 Euro zusammengekommen, darunter 5200 Euro allein aus Spenden, berichtete Jörg Michael Simmer. Auch wenn es noch einige Tage dauere, bis das Endergebnis feststeht, kann der „KuSch“-Vorsitzende angesichts der großen Resonanz schon jetzt namens der Organisatoren bekennen: „Wir sind überwältigt!“
Er dankte auch dem Team von Stabu Showtechnik, das einen herausragenden Job gemacht habe. Ein ganz besonderer Dank ging auch an die Spender wie den Haus- und Grundbesitzerverein Herborn e.V. (1.000 Euro), den Herborner Verkehrsverein (500 Euro), das Steakhouse Herborn (500 Euro), die Besucherinnen und Besucher der Benefizgala (2.209 Euro) für herausragende Einzelspennden sowie die Künstlergruppe „art4wetzlar“, die diverse Bilder zum Verkauf gespendet hatten.
Last but not least auch ein dickes Danke an alle Helfer der KuSch, die sich in den Dienst der guten Sache gestellt haben.
Gert Fabritius
Helmut Blecher
Gert Fabritius ist freier Fotograf und Mitglied unseres Vereins. Der Driedorfer hat seit einigen Jahren die Foto-Dokumentation all unserer Veranstaltungen in der Kulturscheune übernommen und in dieser Zeit mehrere zehntausend Fotos zusammengetragen.
Helmut Blecher ist freier Autor und Fotograf. Der Dillenburger berichtet seit Jahren über das kulturelle Geschehen vornehmlich an Lahn und Dill und hat bereits Auftrittskritiken für zahlreiche Künstler in der KuSch geschrieben.