Torfrock trifft Robbie Williams

Torfrock trifft Robbie Williams

Seit 2005 stehen sie gemeinsam auf der Bühne. Und was seinerzeit im „Dschungelbuch“ der Herborner Heimatspieler begann, hat sich im Laufe der letzten 17 Jahre zu einer einzigartigen Erfolgsgeschichte entwickelt. An der schrieben Lisa Thomas und Nicolai Benner am Wochenende mit zwei umjubelten Auftritten in der KulturScheune kräftig weiter.

„Lisa, Nico & friends“ heißt das Projekt, das seit 2015 in insgesamt 14 Auflagen über 3000 Besucher in die KuSch gelockt hat. Bis 2018 als Benefiz-Event für den Verein Aguablanca umgesetzt, hat sich die Show längst weiterentwickelt. Seit dem vergangenen Sommer gibt es auch eine etwas abgespecktere Band-Variante, bei der Lisa & Nico verstärkt in die Welt des Pop und Rock abtauchen können.

So auch am Wochenende, als sich das Duo – musikalisch bestens begleitet von Nico Weyland (Drums), Malte Napp (Gitarre), Dominik Bierbüsse am Bass sowie Keyboarder Luis Richter – zu einem wilden Ritt durch die verschiedensten musikalischen Genres aufmachte. Wie vielseitig das Programm war und ist, wurde bereits im ersten Teil deutlich, als nach dem Udo-Jürgens-Klassiker „Ehrenwertes Haus“ (von Nico Benner natürlich stilecht im weißen Bademantel präsentiert) plötzlich der 1978 von der Gruppe „Torfrock“ produzierte Hit „Presslufthammer B-B-Bernhard“ erklang. Gerade diese unerwarteten musikalischen Ausflüge, man könnte es auch Cross-Over nennen, machen die Abende mit Lisa & Nico zu einem Erlebnis.

Das Duo spannte dabei den Bogen von Elton John bis Robbie Williams, von Miley Cirus bis Herbert Grönemeyer. Letzterer war mit „Musik, nur wenn sie laut ist“ vertreten, für das zur Überraschung der Besucher Svenja Kugler eine Übersetzung in Gebärdensprache vorbereitet hatte. Ansonsten waren deutschsprachige Songs („1001 Nacht“ von Klaus Lage oder Roger Ciceros berührende Ballade „In diesem Moment“) ebenso zu hören wie moderne Rock-Klassiker. „Achy Breaky Heart“ von Billy Ray Cirus ist eben ein Garant für Stimmung und wurde vom Publikum ebenso mit Begeisterung aufgenommen wie der Proclaimers-Hit „500 miles“ oder Rainbows‘ „Since you been gone“.

Dazwischen folgten viele selten gehörte Nummern wie Jon Schmidts „All of me“ (ein Fest für jeden Pianisten) oder „The house that built me“ von Miranda Lambert, bei denen Lisa, Nico & Band ihre musikalische Wandlungsfähigkeit zeigen konnten.

Gänsehautstimmung und stehende Ovationen im Herborner Kleinkunsttempel waren so bei über 120 Minuten Programm und stolzen 26 Songs garantiert. Manchmal sparsam instrumentiert, manchmal – trotz kleiner „Kapelle“ – mit geballtem Sound das Trommelfell durchpustend, die Bandbreite der Abende war vielseitig.

Prägendes Merkmal der Shows ist natürlich die kraftvolle, aber auch einfühlsame Stimme von Lisa Thomas, die vielen Songs dadurch ihre eigene, unverwechselbare Note gibt.

Musikalisch arrangiert und bearbeitet hatte die Stücke dieses Abends Nico Benner. Der 30-jährige, „musikalische Tausendsassa“ ist nicht nur Leiter der 2018 neu gegründeten KuSch Company, sondern auch musikalischer „spiritus rector“ des Vereins Musical Inc in Mainz, der bereits zahlreiche Musicals umgesetzt hat und hat auch bereits mehrere Tourneeproduktionen als Pianist, Keyboarder und musikalischer Leiter begleitet.

Doch die Konzerte in der Heimat sind und bleiben für ihn speziell. Nicht nur wegen der fast schon obligatorischen stehenden Ovationen am Ende, sondern wegen der von Beginn an erwartungsfroh-guten Stimmung, die natürlich auch bis zur Bonnie-Tyler-Nummer „Total eclipse oft he heart“ anhielt.

Dass es beim finalen Zugabe-Song „Rockin‘ all over the world“ dann wirklich niemanden mehr auf den Sitzen hielt und die meisten Besucher tanzend mitsangen, verdeutlichte einmal mehr die Kraft der Musik, die man sich beim Blick auf die aktuelle Weltgeschichte sicherlich verstärkt wünschen würde.

 

 

Gert Fabritius

Jörg Michael Simmer