Liebe und Intrigen im Strandhaus

Liebe und Intrigen im Strandhaus

Herrliche Situationskomik und spritzige Dialoge – „Das Strandhaus“ hat am Wochenende das Publikum in der Herborner „Kulturscheune“ begeistert. Die Komödie, die Holger Heix und Cornelia Glade-Wollte für die Theatergruppe der „KuSch“ geschrieben und inszeniert hatten, präsentierte sich als ein Verwirrspiel aus Liebe und Intrigen. Das Publikum amüsierte sich zwei Stunden lang köstlich.

Zur Melodie von Charles Trenets „La Mer“ kann man schon gleich zu Beginn Meeresluft in der „Kulturscheune“ schnuppern und sich ein beschauliches Wochenende im Strandhaus des Software-Unternehmers Patrick „Rick“ Herrmann vorstellen. Doch leider hat Rick schon ein paar Gäste eingeladen. Da ist sein langjähriger Freund, der Theaterautor René Mertens mit seiner Frau Ines, die seit Jahren für die kulinarischen Höhepunkte verantwortlich ist. Dazu kommt sein Mitarbeiter Dennis Bach mit seiner Gattin, die sich von dem Treffen mit „Ricky-Bärchen“ einen Ausstieg aus dem langweiligen Eheleben erhofft.

Überraschenderweise erscheint auch Ricks Noch-Ehefrau, die sich nach einer längeren Beziehungspause eine Versöhnung mit ihrem Mann wünscht. Und auch René erscheint nicht mit Ines, sondern mit der jungen Fotografin Mabu Kupsch, von der er sich eine Auffrischung seiner etwas daniederliegenden Libido erhofft.

Mit dieser personellen Ausstattung, die reichlich Stoff für Missverständnisse, Eifersüchteleien, Beschuldigungen und körperliche wie seelische Verletzungen in sich birgt, strickte das Autorenduo Heix und Glade-Wolter eine Handlung, die ganz der Machart klassischer Screwball Comedys und anglo-amerikanischer Boulevard-Komödien entlehnt ist.

Da ist der notorisch schlecht gelaunte Rick, der sich von seiner Ex und seinen Gästen übertölpelt fühlt. Albert Follert, in der Theatertruppe der Kulturscheune für „aufregende“ Rollen prädestiniert, erweist sich auch im „Strandhaus“ als würdiger Choleriker, der mit Chuzpe und letztlich viel Charme der Figur des Rick Leben einhaucht.

Lilly, gespielt von Martina Hofmann, vereint Coolness und Menschenkenntnis mit Witz. Sie ist, wie Margaux Bach und Mabu, der Männerriege in Sachen Durchblick überlegen, wenngleich es bei Letzteren etwas dauert, bis sie für sich und ihre Männer die richtige Entscheidung treffen.

Susanne Schlabach, mit großer Spielfreude in die Rolle der überdrehten Margaux geschlüpft, schreibt schmalzige Gedichte, die ihrer großen Liebe gewidmet sind. Keineswegs das süße Dummchen ist Mabu, mit jugendlichem Esprit in Szene gesetzt von Svenja Kugler. Statt sich nur im Ruhm des großen Autors René zu sonnen, erweist sie sich zur Verblüffung von René auch als Therapeutin in Stöckelschuhen.

Thomas Jopp spielt den alternden Hobby-Playboy René, dem zusehend Zweifel kommen, ob er seiner Rolle als Hans-Dampf in allen Gassen noch gerecht werden kann. Dank Jopps Spiel- und Redekunst liefert René jede Menge Lacher fürs Publikum ab. Übertroffen wird er dabei noch von Thomas Schlabach, der als Dennis permanent durch sämtliche Pleiten, Pech und Pannen schlurft und fällt, um am Ende doch noch zu den Gewinnern in dem turbulenten Spiel um etwas mehr Verständnis und Liebe untereinander zu obsiegen.

Fazit: „Das Strandhaus“ bietet unbeschwerte Unterhaltung, jede Menge köstlicher Dialoge mit sarkastischem Wortwitz und eine geradezu unanständige spaßige Handlung, bei der sich die Akteure gerne auch mal zum Trottel machen.

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher