Schunkeln, Träumen, Staunen

Schunkeln, Träumen, Staunen
Mit frischem Wind aus dem Hamburger Hafen ist die Band „Albers Ahoi!“ – nebst dazugehörigen Artisten – in Herborn angelandet, um auf der zu einer Hafenkneipe umfunktionierten Open-Air-Kulturzauber-Bühne der Kulturscheune ihr Publikum zu einer musikalischen Reise rund um die Welt einzuladen. Daran hatten nicht nur die Fans des „blonden Hans“ Albers ihren Spaß, sondern alle, die sich nach Liebe, Freiheit und Ferne sehnen.Im Stil einer Marching Band erklomm das Quintett, bestehend aus Steuermann Johnny (Gesang, Trompete), Schiffsjunge Fiete (Schifferklavier), Schiffshorn HoDi (Tuba), dem schwäbischen Import Onkel Erwin (Sopransaxofon), und dem für den richtigen Bumms sorgenden Will (Schlagzeug), die Bühne. Über zwei Stunden unterhielt die Truppe das Publikum mit viel Seemannsgarn und noch mehr musikalischen Finessen.

„Albers Ahoi!“ fühlten sich in Herborn wohl – auch wenn keine kreischenden Möwen über der Dill kreisten und das Dröhnen eines Schiffshorns und das Meeresrauschen eher selten zu hören waren. Die passende Geräuschkulisse erzeugte die Band mit ihren Instrumenten und Stimmen.

„Nimm mich mit Kapitän auf die Reise“, lautete das Motto der Truppe, um mit Seemannsliedern im Sound und Rhythmus von Dixie-Jazz, Polka, Chanson Tango, Reggae oder Klezmer in den Häfen von Bombay bis Honolulu anzulegen und zwischendurch die Äquatorlinie mit Wasserfarbe frisch zu streichen.

Mit einer Buddel voll Rum und Flaschenbier im Gepäck und über ihnen nur der Himmel ging es vom geliebten St. Pauli aus auf große Fahrt. In der Amsterdamer Bar „Zum Blauen Kakadu“ kam es zu einer Begegnung mit der lasziven Leilani Franco, die ihren Körper nach Belieben Drehen und Dehnen konnte.

Stets den Schalk im Nacken („Helsinki heißt übersetzt Sonnenuntergang“) schüttelten die Musiker in Matrosenhosen lustige Anekdoten aus dem Ärmel und verstanden es mit ihrem Musikprogramm, Klassiker des legendären Hans Albers wie „La Paloma“ (vermittels des Pustens in die Öffnung einer Bierflasche angestimmt), „Nimm mich mit, Kapitän“ oder „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“, mit neuem Liedgut zu verbinden. Gute Laune und beste Stimmung waren somit angesagt, wenn aus netten Flunkereien Poesie wurde, wenn Lebenslust und Herzblut zum Schunkeln und Träumen einluden.

Bunt und abwechslungsreich war der Revue-Abend. Zur Albers Melodie von „Sag‘, wie heißt du, süße Kleine“ erhob sich die Luftringartistik von Julia Grote mit schwereloser Eleganz in die Lüfte, zeigten Schiffskoch „Scholle“ und Lukas Köster mit Bierflaschen, Apfelsinen, Bällen und schiefen Ebenen ihre Jonglierkunst, und die schräge Viktoria Lapidus überzeugte die Zuschauerschar mit ihrer ganz speziellen Hula-Hoop-Nummer.

„Albers Ahoi!“ waren mit ihrem facettenreichen Repertoire immer nah am Publikum, banden es ein in ihre Erlebniswelt, die in eine Sternennacht am Hafen mündete oder nach Hawaii führte, wo es, wie einst schon Paul Kuhn sang, kein Bier gibt. Sehr besinnlich gab sich das Quintett in der Hans-Albers-Ballade „Über uns der Himmel, der lässt uns nicht untergehen“ und als echter Muntermachen erwies sich der Shanty „Es trinken die Matrosen von allen Spirituosen am liebsten Rum, vallera, Rum, vallera, Rum, Rum aus Jamaika!“

Resümierend kam man mit „Albers Ahoi!“ zu der Erkenntnis, dass das Leben wie die Welt selbst ist: alles schön bunt hier. Doch nach Hause zu kommen, wo die Liebste auf die Matrosen wartet, ist getreu dem Motto: „Ich kann mein Herz fürs Leben leider nicht jeden vergeben.“ Schön war es mit den jungen Männern und dem alten Liedgut, das mit einer gehörigen Portion Witz sowie artistischer Klasse gewürzt war.

 

 

 

Gert Fabritius

Helmut Blecher